Für viele kam der Tod von Gregg Allman im Mai 2017 überraschend. Doch der Keyboarder und Sänger wusste, dass ihm nicht mehr viel Zeit im Leben bleiben würde. Und so arbeitete er seit Oktober 2016 in den Fame Studios von Muscle Shoals an seinem letzten Album. „Southern Blood“ ist ein zugleich kraftvoller und melancholischer Abschiedsgruß.

„My Only True Friend“ kann man auf verschiedene Weise hören. Zunächst ist der Song, mit dem „Southern Blood“ beginnt, natürlich eine Liebeserklärung des Musikers an die Straße, an das ewige Unterwegssein. Das ist die einzige und alles bestimmende Konstante im Leben. Aber man kann es auch als Abschied Allmans an seine Hörer und Freunde verstehen – oder aber als Gespräch zwischen Gregg und seinem lange verstorbenen Bruder Duane.

Neben diesem sehr persönlichen Gruß widmete sich Allman mit den Musikern seiner letzten Liveband Songs von Tim Buckley, Bob Dylan, Grateful Dead, Little Feat oder Jackson Browne. Dessen „Song for Adam“, bei dem Browne selbst noch mitsingt, ist ein weiterer Gruß an den verstorbenen Bruder, mit dem gemeinsam die Geschichte der Allman Brothers Band begann.

Musikalisch erinnert „Southern Blood“ aber weniger an diese Zeiten sondern eher an Allmans erste Soloaufnahmen aus den 70er Jahren: relaxter Countryrock mit Bluesfundament, ergreifende Backgroundchöre, jubelnde Bläser – alles ist dabei. Und für die Bluesfans gibt es eine deftige Fassung von Willie Dixons „I Love The Life I Live“ samt röhrendem Saxophon. Bei aller Traurigkeit des Hörers ist das ein ungeheuer kraftvolles Album jenseits aller Weinerlichkeit. Und gerade deshalb ist „Southern Blood“ eine Empfehlung nicht nur für die Fans der Allmanns und des Southern Rock. So sollte Americana immer sein!