CoverSongs zwischen Indie, Country und Film finden sich auf "Oh woe!" von Golden Kanine. Die fünf Musiker der Band stammen aus dem schwedischen Malmö.

Manche Musik braucht länger, ehe sie mich wirklich ergreift. Die von Golden Kanine gehört eindeutig dazu. Denn normalerweise höre ich weder Country noch Indie-Pop wirklich regelmäßig und aufmerksam. Doch spätestens beim zweiten Hördurchlauf konnte ich mich der Platte, die am 11. April bei Glitterhouse erscheint, nicht mehr entziehen.

Es sind akustische Klangwände, die sich immer wieder aufbauen und dann wieder von treibenden Country-Rhythmen aufgelöst werden, die die Lieder der Band um die Songschreiber Linus Lindvall  und Andreas Olrog auszeichnen. Manchmal erinnern sie ein wenig an die famosen 16 Horsepower – auch wenn die schon fast tödlich-angespannte Unbedingtheit der Amerikaner natürlich niemals wiederholbar ist. Andere Hörer fühlten sich zeitweilig an das englische Frühwerk von Element of Crime erinnert. Und auch dies ist bei der vorherrschenden Melancholie nicht völlig von der Hand zu weisen.

Doch all die Referenzen sind belanglos, wenn man sich dem Sog von Liedern wie Fire hingibt. Hier ist die Liebe kein rosa Zusstand, sondern eine fatalistische Gegebenheit, etwas, dem man nicht entfliehen kann oder will – auch wenn man daran zu Grunde gehen wird. Das ist existentialistische Popmusik. Und sie ist voller Schönheit, weil die Lieder immer wieder auch durch überraschende Instrumentierungen zwischen Glockenspiel, Bläsern oder Streichern auf sie aufmerksam machen. "Oh Woe!" ist daher nicht nur ein Albumtitel, sondern zumindest für den Rezensenten auch ein Ausruf, nachdem er das Album zum geschätzten zehnten Mal ohne Ermüdungserscheinungen hat auf sich wirken lassen.