Wann gab es das eigentlich zum letzten Mal, dass man bei einem Major-Label versucht hat, einen Bluesgitarristen zum Mainstream-Star aufzubauen? Seit Stevie Ray Vaughan sind solche Versuche eigentlich immer gescheitert. Und irgendwann hatte man den Blues scheinbar völlig abgeschrieben. Aber jetzt: Warner veröffentlicht mit „Blak and Blu“ das Werk eines Gitarristen, der seit Anfang des Jahrhunderts sich vor allem in der Bluesszene von Austin herumgetrieben hat und mittlerweile von Eric Clapton und Jimmy Vaughan in den höchsten Tönen gelobt wird.
Die amerikansiche Presse sparte nach der Veröffentlichung seiner EP „Bright Lights“ nicht mit Superlativen. „The chosen one“ sei er seiner Generation hieß es da. Oder auch „der nächste Stevie Ray Vaughan“. Bei diversen großen Festivals wurde er abgefeiert für seine wuchtige Bluesgitarre. Und jetzt also das Major-Debüt.
Mit dem bläsergetriebenen „Ain‘t Messin‘ Round“ und dem bläserfreien Bluesrocker „When My Train Comes In“ wird man als Bluesfan gleich mal in angenehme Stimmung versetzt. Die Gitarre knallt los, wenn es sein muss, die Lieder sind klasse. Doch dann der erste Schock: „Blac and Blu“ ist bluesfreier Mainstream-R‘n‘B ohne Besonderheit. „The Lights“ geht dann noch in Richtung Hiphop aber auf billigster Schiene. Irgendwann macht Clark auch noch einen auf Plastik-Funk von Prince, lässt eine Kopie von Kravitz raushängen. Zwischendurch kommen zum Glück immer wieder bluesige und rockige Nummern. Und selbst bei „Third Stone from the Sun/If You Love Me like You Say“ lässt er die Hendrix-Fans nicht enttäuscht zurück. Der Mann spielt wirklich eine gute Gitarre. Und er ist ein guter Sänger, der sich am wohlsten in souligen Gefilden fühlt.
Doch insgesamt ist das ein so uneinheitliches Album, dass man am Verstand der Labelbosse zweifeln muss: Offensichtlich haben sie beim Blues und Rock den Hit nicht gehört. Oder ist Clark tatsächlich der Meinung, dass die Zukunft des Blues in Richtung Hiphop und R‘nB geht? Darüber könnte man ja reden. Da gibt es gelungene Versuche anderer Musiker in den letzten Jahren. Aber die meisten sind ziemlich gescheitert, je mehr sie ihre Songs in Richtung Mainstreamradio geglättet haben. Jüngstes Beispiel Zac Harmon mit seinem Album „Music Is Medicine“. Auch da sind die eigentlich guten Songs diejenigen, die frei von synthetischen Klängen und ohne Modernisierungswahn daherkommen. Gary Clark hat mit etlichen Songs auf „Blak and Blu“ belegt, dass er als Blues- und Rockmusiker hervorragend ist. Die restlichen Nummern des Albums sind Sondermüll!