Fats Domino war der bekannteste Vertreter der musikalischen Wende, die in den 40er und 50er Jahren in New Orleans stattfand. Bereits als Kind hat er sich sein Taschengeld in Kneipen mit dem Spielen von Boogie Woogie verdient. Als Haupteinfluss bezeichneter den texanischen Pianisten Amos Milburn (1927-1980). Bei seinem ersten Hit im Jahre 1950 steht allerdings Champion Jack Dupree (geb. 1909) Pate. Dieser hat schon 1941 den Junker Blues aufgenommen, die musikalische Vorlage zum Titel „The Fat Man“.
Neu in seiner Interpretation ist die ungeheuer swingende Begleitband des Trompeters Dave Bartholomew (geb. 1920), zu dieser Zeit die führende Gruppe in New Orleans, und vor allem das alles überragende Piano von Domino. Zudem setzt er seine Stimme wie ein Instrument ein, passt sich mit seinem Singen ganz in die Band ein. Der Text ist ihm wie auf den Leib geschrieben, sein Gewicht dürfte mittlerweile allerdings die 200-Pfund-Grenze um einiges überschritten haben:
Sie nennen, sie nennen mich den dicken Mann
Weil ich zweihundert Pfund wiege
Alle Mädchen lieben mich
Weil ich mich auskenne.
Geboren wurde Fats Domino am 26. Februar 1928 in New Orleans als Antoine Dominique Domino Jr.
Dieser Song ist noch heute die Erkennungsmelodie Fats Dominos. Dem Fat Man folgen Hits wie Goin Home, Goin To The River und Please, Don’t Leave Me, die Dominos lokale Popularität festigen. Herausragend in seiner Band sind stets die Saxophonisten. Mit Blueberry Hill kann Fats Domino 1956 seinen größten Hit verzeichnen. Er überwindet damit auf überzeugende Weise die auf dem Plattenmarkt in dieser Zeit noch vorhandenen Rassenschranken. Die Single verkauft sich 3,5 Millionen mal. Auch Hits wie Blue Monday, I’m Walking oder Going To New Orleans werden in der Zeit vor dem Aufkommen der Beatles zu Hits in den Pophitparaden.
Erst die vier Pilzköpfe und die mit ihnen einhergehende musikalische Wende bringen seine Karriere ins Stocken. Hitparadenerfolge werden Mangelware. Als Entertainer ist er aber weiterhin äußerst erfolgreich. Irgendwann allerdings verkündet er, dass er seine Heimatstadt New Orleans nicht mehr verlassen wolle. Auf Tour würde er das gute Essen zu sehr vermissen.
Doch es kam anders. Domino zählt zu den vielen Musikern, die durch den Hurrikan Katrina alles verloren haben. Tagelang hielt man ihn für tot. Seine Wohngegend zählt zu den am schlimmsten von der Überflutung betroffenen Ecken der Stadt. Er konnte schließlich mit dem Boot aus seinem Haus gerettet werden und verbrachte mehrere Tage mit Tausenden anderen Überlebenden im Football-Stadion der Stadt. Sein Haus wurde nicht nur überflutet sondern später auch komplett ausgeplündert. Erst 2007 bekam er von seiner Plattenfirma etwa Duplikate seiner zahlreichen Goldenen Schallplatten zurück. Sein durch das Wasser schwer geschädigter Flügel hängt heute im Museum. Erst im Mai 2006 trat er seither erstmals wieder auf die Bühne. Mittlerweile wird sein Haus als ein zentrales Projekt in dem sozialen Brennpunkt Lower 9thWard wieder hergestellt.
PS.: Dies ist eine überarbeitete und erweiterte Fassung meines Textes im Buch Talkin My Blues Pt. 1.