Ethel Waters mit Count Basie und seinem OrchesterAls Sängerin und Schauspielerin war Ethel Waters weit über den Blues hinaus bedeutsam. So war sie die erste Afroamerikanerin, die jemals für einen Oscar nominiert wurde. Ihre Aufnahme von "Stormy Weather" aus dem Jahr 1933 zählt quasi zum nationalen Kulturerbe der Vereinigten Staaten.

Es war am 31. Okbober 1896, als Ethel Waters in Chester (Pennsylvania) geboren wurde. Sie war das Ergebnis einer Vergewaltigung. Ihre Mutter war damals erst 13 Jahre alt. Und so wuchs sie in einem gewalttätigen und äußerst armen Umfeld auf. Mehr als 15 Monate lebte sie damals nie an einem Ort. "Ich war niemals ein Kind", sagte sie einmal. Zärtlichkeiten oder Verständnis: Fehlanzeige. Und dennoch war es genau dieses harte und ruhelose Leben, was sie in Verbindung mit den verschiedensten Kulturen brachte. Und es war genau diese fehlende Kindheit, die Waters fähig machte, so tiefgehend den Blues zu singen.

Aber daran zunächst nicht zu denken. Schon mit 13 Jahren war sie das erste Mal verheiratet. Doch bald verließ sie ihren gewalttätigen Mann und wurde Hausmädchen in einem Hotel in Philadelphia. Als sie zu Halloween 1913 in einem Nachtclub der Stadt war, überzeugte man sie, zwei Lieder zu singen. Und damit beeindruckte sie die Party und ihre Gäste so sehr, dass sie einen Job als Sängerin im Lincoln Theatre in Baltimore angeboten bekam. Dort verdiente sie statt der 4,75 Dollar als Hausmädchen 10 Dollar in der Woche.

Schon bald ging Ethel Waters auf Tour durch die schwarzen Vaudeville-Clubs der Staaten. Doch trotz ihres anfänglichen Erfolgs ging die Karriere schnell wieder bergab. Irgendwann schloss sie sich einer wandernden Truppe an, die auf Frachtwaggons durch die Gegend zog. So kam sie schließlich nach Chicago und Atlanta. Dort arbeitete sie zeitweise im gleichen Club wie Bessie Smith. Und die forderte, dass Waters dort keinen Blues singen sollte. Sie wollte auf ihrem Metier keine Konkurrenz. Und so sang sie Schlager und Balladen. Und sie tanzte.

Um 1919 herum zog sie nach Harlem, wo sie in den 20er Jahren eine wichtige Künstlerin der Harlem Rennaissance. Durch die massive Wanderung Farbiger nach Norden kam es in Harlem zu einer ersten großen Blüte afroamerikanischer Kunst. Schriftsteller und Maler waren an der damals als "New Negro Movement" bezeichneten Bewegung ebenso beteiligt wie Musiker und Sänger.

Waters bekam in Harlem einen Job im Edmond's Cellar, wo sie sich auf populäre Balladen spezialisierte. Und als Schauspielerin trat sie erstmals in der rein schwarzen Komödie "Hello 1919" auf. 1921 konnte sie erstmals Platten aufnehmen, zunächst für das kleine Label Cardinal Records. Später ging sie zu dem von Farbigen geführten Label Black Swan Records, wo Fletcher Henderson ihr Begleiter wurde. Und als Black Swan von Paramount gekauft wurde, blieb sie bis 1924 dort. Mit "Dinah" (aufgenommen 1925) hatte sie einen großen Hit für Columbia. Daneben war sie auch ständig zu Engagements und Konzerten vor allem in New York und Philadelphia unterwegs. Meist trat sie dabei mit Fletcher Henderson's Jazz Masters auf. Und vor allem live konzentrierte sie sich jetzt mehr auf den "klassischen" Blues. Jedenfalls bis Mitte der 20er Jahre, wo sie immermehr zu einer erfolgreichen Popsängerin wurde (auch wenn natürlich heute der Begriff Popmusik ein ganzes Stück weit in anderer Bedeutung verwendet wird).Ihr Gesangsstil orientierte sich an Vorbildern und Zeitgenossinnen wie Mamie Smith oder Lucille Hegamin, die beide ganz im Stil des Vaudeville sangen und damit wesentlich "mainstreamtauglicher" waren als so rauhe und dem Süden verbundene Künstlerinnen wie Ma Rainey oder Bessie Smith.

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Ab 1929 war sie immer wieder auch als Schauspielerin im Kino zu erleben. So wirkte sie 1933 in dem satirischen Streifen "Rufus Jones for President" mit. In "Check and Double Check" trat sie gemeinsam mit Duke Ellington auf. Mit ihrer Rolle im 1949 gedrehten "Pinky" wurde sie für einen Oscar als beste Nebendarstellerin nominiert. Waters war mittlerweile auch ein Star des legendären Cotton Club geworden und trat regelmäßig am Broadway auf. Und sie hatte eine regelmäßige Radiosendung (als erste farbige Frau).

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So ging ihre Karriere auch während und nach der Zeit des Zweiten Weltkriegs erfolgreich weiter. Doch in den 50er Jahren schien es damit zunächst vorbei zu sein. Bei einem Raubüberfall verlor sie einen großen Teil ihres Schmucks und jede Menge Bargeld. Und die Steuerbehörde setzte sich auf ihre Spur. Außerdem ließ ihre Gesundheit nach. So schrieb sie 1950/51 ihre erste Autobiografie "His Heye is on the Sparrow". (Hier gab sie ihr Geburtsjahr mit 1900 an, später behauptete sie, sie sei 1897 geboren.) 1972 erschien mit "To Me It's Wonderful" ihre zweite Autobiografie. Darin spielt auch ihr Leben nach der Hitsängerin und Schauspielerin eine Rolle. Denn ab 1957 konzentrierte sie sich mehr darauf, gemeinsam mit dem Evangelisten Billy Graham durch die Lande zu ziehen und Gospel bei dessen Evangelisationsveranstaltungen zu singen. Dies funktionierte prächtig – obwohl Waters eigentlich Katholikin war. Alter von 80 Jahren starb sie am 1. September 1977 in Chatsworth in Kalifornien.

Autor Bluespfaffe