"Ihr aber, wenn es soweit sein wird <br /> Dass der Mensch dem Menschen ein Helfer ist <br /> Gedenkt unsrer mit Nachsicht." Bert Brecht
Mit der Vertonung des Gedichtes an die Nachgeborenen von Bert Brecht beginnt Ernst Busch das Konzert zu seinem 60. Geburstag im Jahre 1960. Er, so alt wie das 20. Jahrhundert, singt Lieder aus diesem Jahrhundert, das er erlitten hat.
Ernst Busch der Kommunist, Unternehmer, Schauspieler und Sänger der Arbeiter, der zum Künstler wurde, der Mann, der die wohl beste Version des Mackie Messer in der legendären Uraufführung sang. Der Mann, der gegen die spanischen Faschisten kämpfte, der Mann der Honecker ohrfeigte. Der Mann, der 1947 mit Lied der Zeit Schallplatten-Gesellschaft mbH die erste Plattenfirma in der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) gründete und dann 1953 enteignet wurde. Der Schauspieler der den Mackie Messer in der Dreigroschenoper spielte, der der Galilei in Das Leben des Galilei war und der Koch an der Seite der Weigel in Mutter Courage, der in Kuhle Wampe spielte. Der Mann, den sie uns in den Schulen der DDR mit seinen unerträglichsten Aufnahmen versucht haben, nahe zu bringen. Der die Ausbürgerung Biermanns begrüßte. Der Kommunist, der das immer blieb, ohne den kritischen Abstand zu verlieren. Ob Busch die im Gedicht geforderte Nachsicht braucht oder verdient hat? Egal, was Busch sicher war, ist einer der wichtigsten deutschen Schauspieler und Chansonsänger des 20. Jahrhunderts.
50 Jahre nach dem Konzert zum 60. Geburtsag von Ernst Busch veröffentlicht die Akademie der Künste nun den Live-Mitschnitt des Konzertes. Leider ist das das einzige veröffentlichte Tondokument eines Ernst Busch Konzertes. Lieder aus vierzig Jahren, von denen sicher einige zu Recht der Gnade des Vergessens anheimgefallen sind (wer braucht so unselige Texte von Becher und Fürnberg - beziehungsweise diese Autoren, wer braucht diesen Text von Erich Weinert?). Es sind Dokumente einer Agitpropkultur, die uns glücklich verloren gegangen ist. Warum Busch solche Texte immer wieder sang, habe ich noch nie verstanden. Ich bin sicher, dass er die Qualität der Texte genau kannte. Aber Busch war der Meinung, dass diese Lieder in das Programm gehören, also gehören sie dazu.
Selbst auf der CD ist zu spüren, was für einen Spannung im Raum geherrscht haben muss. Einerseits waren da junge Leute und viele Berliner Künstler, andererseits Mitglieder des Politbüros der SED, die sicher nicht über jedes Lied erfreut waren, grade weil Busch auch ältere Lieder immer auf die aktuelle Situation bezog. Erfrischend die Zwischenrufe der Weigel. Busch, der bei diesem Konzert von seinem Komponisten Hanns Eisler und dem russischen Pianisten Grigori Schneerson begleitet wurde, genießt diesen Abend hörbar: Da hält einer dem Publikum den Spiegel vor, da nimmt einer Texte, die Jahre alt sind, und haut<br /> , sie dem Publikum um die Ohren. Da wird klar, wie großartig viele Texte wirklich sind. Da singt er "Feldfrüchte", „Rosen auf den Weg gestreut“ und das "Lied vom SA Mann“, da höhnt er über die "Bürgerliche Wohltätigkeit": es ist wunderbar. Und dann singt er das Lied der Thälmannkolone, das Stück, ich in der DDR-Schule so übel erleiden musste in einer Bombastversion. Und hier wird aus ihm das Lied, das es eigtlich ist. Selbst bei einem Lied wie dem Aufbau-Lied wird deutlich, was Brecht gemeint hat. Als vorletztes Lied singt er noch Brechts „Kinderhymne“, dieses Lied, das eigenlich die Nationalhyme dieses Landes sein sollte.
Ein Konzertmitschitt 50 Jahre alt - und doch hat man nicht das Gefühl, Interpretationen zu hören, die veraltet sind. Nein, diese Platte ist seltsammerweise im Hier und Jetzt, mit ein paar Ausnahmen sicherlich. Warum die Akademie der Künste diese Platte erst jetzt veröffentlich hat, bleibt ein Rätsel.
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