Nach sechs Studioalben widmet sich die finnische Sängerin und Gitarristin Erja Lyytinen ganz der Musik von Elmore James. Mit neun Songs von und zwei über ihn hat sie ein würdiges Geschenk zum 50. Todestag des Ahnen der elektrischen Slide-Gitarre vorgelegt.
 

Die Lieder und noch mehr die Spielweise von Elmore James auf der Gitarre muss sich jede neue Generation von Bluesmusikerinnen und Bluesmusikern neu erkämpfen. Denn Stücke wie „Got To Move“, „The Sky Is Crying“ oder James‘ Version von Robert Johnsons „Dust My Broom“ sind nun mal der Inbegriff des elektrischen Blues der 50er und 60er Jahre.

Auf ihren bisherigen Alben hat Lyytinen die verschiedensten Spielweisen vereint. Jetzt aber hat sie sich bis in die Arrangements an eine historische Annäherung an Elmore James herangewagt. Da ist nicht nur das unvermeidliche „Dust My Broom“, dass seit langem aus ihren Konzerten nicht wegzudenken ist zu hören (passenderweise gleich in einer Live-Aufnahme von mehr als neun Minuten) oder der ebenso bekannte Titelsong und „You Got To Move“. Aus dem Katalog von James hat sie sich auch unbekanntere Stücke wie „Person To Person“ oder „Hand In Hand“ ausgewählt. Und die einzigen Zugeständnisse, die gemacht wurden, war eine Änderung der Texte, um sie an die Situation einer Frau anzupassen. Manchmal funktioniert das auch ohne – wie etwa bei „Baby Please Set A Date“. Die Gitarrenriffs werden von ihr allerdings sklavisch genau reproduziert. Nur in den Solos kommt etwas von ihrer eigenen Sicht- und Spielweise hinzu.

Und das ist wirklich faszinierend zu hören: Erja Lyytinen hat einen Gitarrenton, der zwischen zärtlich schwebend und deftig zupackend hin und her wechseln kann. Damit kann sie die Stimmung dieser Lieder mit fast spielerischer Leichtigkeit einfangen. Ein mehr als würdiger Tribut an den viel zu zeitig verstobenen Elmore James – und eine Erinnerung an heutige Gitarristen an die großartigen Songs und wie man sie spielen sollte. (Bluesland/Tuohi Records)