Mit einer Lesung und einer anschließenden Filmvorführung erinnerten das Literaturzentrum Vorpommern und die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) Mecklenburg-Vorpommern am Abend des Valentinstages im Koeppenhaus an die letzten Tage von Nicolai Ceausescu.
Die Bilder gingen um die Welt. Am ersten Weihnachtsfeiertag des Jahres 1989 flimmerten Aufnahmen des hingerichteten Ehepaares Ceausescus auf den Fernsehapparaten. Fast 1000 Menschen kamen im Zuge des gewaltsamen Sturzes des rumänischen Diktators ums Leben.
Der Historiker Dr. Thomas Kunze betrat mit seiner Biografie über den 25 Jahre lang herrschenden Staatschef Neuland. Bislang ist sie die einzige auf dem Buchmarkt erhältliche. „Wie Macht funktioniert hat mich immer fasziniert“, äußerte er seine Motivation zur Auseinandersetzung dieser historischen Person. Außerdem sei es als Historiker etwas Einmaliges, über etwas zu forschen, das man selbst erlebt habe. Erst in den vergangenen Jahren konnte die rumänischen Archive Materialien und Quellen zur Erforschung und Aufarbeitung der Zeitgeschichte zur Verfügung stellen. Die Sperrfristen liefen aus.
In seiner Lesung bot er einen Abriss der rumänischen Geschichte nach 1945 bis hin zu den Ereignissen Ende der achtziger Jahre. Aus armen Verhältnissen stammte der spätere Nicolai Ceausescu, stieg in seiner politischen Laufbahn rasch empor und wurde 1965 Generalsekretär der Kommunistischen Partei seines Landes. Im Rumänien der sechziger Jahre betrieb er eine liberale Innenpolitik, ließ Kultur und Tourismus aufblühen, erhielt damals als einziges Ostblockland von der BRD die politische Anerkennung und brach nach dem Sechstagekrieg von 1967 die diplomatischen Beziehungen nicht zu Israel ab. Zu den hochrangigen Auslandsgästen der Zeit gehörten beispielsweise Richard Nixon und Charles de Gaulle. Queen Elisabeth II. Adelte ihn zum Sir.
Die Kulturrevolution nach chinesischem Vorbild und die steigernde Berauschung am Personenkult führten in den 1970igern zu einem sich immer stärker sich selbst abschottenden Rumänien. Die Begleichung aller Auslandsschulden, der Donau-Schwarzmeer-Kanal und der Bau des Palastes des Volkes zogen als Großprojekte die Wirtschaft des Landes immer stärker in die Abwärtsschraube. „Sie verkraftete es nicht“, äußerte Thomas Kunze und erinnerte an Autoschlangen an Tankstellen, keinen regelmäßigen Strom oder kaum Fleisch in den Läden. „Ceausescu befürwortete keine Liberalisierung des Landes, sondern führte es in das andere Extrem“, so der Referent, der kurze, ausgewählte Passagen zur Illustration von Ceausescus Werdegang aus seinem Band vorlas und hinzufügte: „Dennoch erlitt er das schlimmste Schicksal aller osteuropäischen Parteiführer.“ Weil die Aufarbeitung nur schleppend vorankomme, sei die Rolle des Militärs und des Geheimdienstes im Umbruchsjahr 1989 bisher abschließend nicht eindeutig beantwortbar. Der für den Hauptpreis „Prix de Soleure“ der diesjährigen Schweizer Solothurner Filmtage nominierte Streifen „Die letzten Tage der Ceausescus“ führte die damaligen Geschehnisse nach der Publikumsdiskussion in einer Mischung aus Kammerspiel, Dokumentaraufnahmen und Interviews als Ausklang des Abends eindrucksvoll vor Augen.