Jesper Munks neue CD ist raus und er spielt bei mir zu Hause um die Ecke auf dem Irschenberg Festival. Eine gute Gelegenheit, mit Jesper nach unserem ersten Gespräch 2013 wieder ein paar Worte zu wechseln. Jespers neue CD Claim haben wir ja schon in der Wasser-Prawda rezensiert und nun interessieren uns natürlich die Details und vor allem, was seit dem letzten Mal so alles passiert ist. Zur Erinnerung – Jesper Munks CD sorgte im Blues- und Jazzlager für Furore. Es gab Lorbeeren ohne Ende aber man wollte wissen, was danach kommt.
Noch heute tun sich die eingefleischten Bluesfans schwer mit Jespers Stil. Aber das Publikum in den Konzertsälen ist begeistert. Wenn einer glaubt, die Halle ist voll kreischender Mädchen, irrt er. Dort steht vor allem ein erwachsenes und begeistertes Publikum jenseits der 30.
WP: Was war der von Dir markierte „Claim“ oder Anspruch der CD?
Jesper Munk: „Claim“ ist das Fazit von 1.5 Jahren von was man im Groben Musikgeschäft nennen darf. Viel ist an mir vorbeigeschossen, Lehren und Fehler die man so gemacht hat. Der Anspruch ist da mehr an mich selbst gestellt. Es geht mehr um ethische Dinge.
WP: Zum Beispiel?
Jesper Munk: Rücksichtnahme, Ehrlichkeit, konventionsloses oder konventionsgeführtes Leben
WP: Ordnung?
Jesper Munk: Ja, Ordnung ist auch immer so was Schwieriges, gell?
WP: Deine neue CD unterscheidet sich von Deiner 1. CD vor allem im differenzierten Sound. War das bedingt durch die vielen Produzenten, die Du für das Album eingesetzt hast (Jon Spencer, Mocky, Sepalot, Rainer Germann und Jesper Munk)?
Jesper Munk: Ich glaube, dass es verschiedene Ebenen gibt und man das differenziert betrachten muss. Es ist natürlich klar, dass verschieden Produzenten ihren eigenen Fingerabdruck hinterlassen haben. Die Songs sind auch in sich sehr verschieden sind. Es wäre auch unnatürlich gewesen, ein ganz homogenes Album abzugeben. So war die Zeit einfach nicht, es ist nun mal eine Reflexion von mir selbst.
WP: Was hast Du reflektiert?
Jesper Munk: Erfahrungen, Erlebnisse..
WP: Das Album hat mehr Garagenblues wie das erste Album. Ist das die Handschrift von Jon Spencer?
Jesper Munk: Auf der ersten Ebene ist es der Sound, den er als Sounddesigner hinterlassen hat und auf der anderen Ebene war das von mir auch so gedacht.
WP: Erinnerst Du Dich an Deinen Plan B? Ist der mittlerweile in weite Ferne gerückt?
Jesper Munk: Gitarrenbauer? Nicht wirklich viel weiter als vorher schon. Wirklich was darüber gelernt habe ich nie, aber das Berufsbild erscheint mir immer noch charmant.
WP: Die Frage geht eigentlich in eine andere Richtung. Ist das, was Du jetzt machst, wesentlich gesetzter als vor einem Jahr?
Jesper Munk: Ich denke auf jeden Fall soweit gesetzt, dass ich mich darauf einstellen kann. Wer sich nach über einem Jahr nicht auf sein Berufsbild einstellen kann, wird da nie wirklich ankommen und das habe ich nicht vor.
WP: Das Album ist immer noch sehr dominiert durch Deine kleine Band mit Deinem Vater am Bass, Clemens Graf Finck von Finckenstein/Drums und gelegentlich Louis von Stebut). Gibt es einen Plan, den Sound durch mehr Musiker zu erweitern?
Jesper Munk: Wir waren immer zu Dritt und seit einem Jahr spielt der Sasseh am Bass. Der Louis ist jetzt als vierter Mann dabei. Ich selbst spiele die Gitarre und der Louis spielt eben die zweite Gitarre und Keyboard. Damit ist es schon mal breiter geworden und noch breiter brauche ich es nicht. Es muss immer dazu passen, was ausgesagt werden soll.
WP: In einem Video spielst Du eine Höfner Strat. Ist das wieder eine typische Leihgabe an Dich oder Dein Understatement?
Jesper Munk: Ich habe eine Höfner Akustikgitarre. Ich so ein paar alter Gitarren gesammelt. Es war aber nie das Kriterium, dass sie alt sind. Aber die alten Gitarren bringen den Eigencharakter mit und ich suche danach aus, was passt.
WP: Aber das ist jetzt Deine eigene Gitarre?
Jesper Munk: Ja, aber meine Hauptgitarre ist immer noch die von einem Freund geliehene Fender Strat, halb Mexico halb Japan.
WP: Erzähl uns doch was zu Mocky und Sepalot. Welche Rolle spielen diese Partner für Dich?
Jesper Munk: Bei Mocky war ich alleine ohne Band in Los Angeles und habe seine Freunde als Musiker gehabt. Ich konnte dadurch viel lernen. Nicht, dass ich dadurch riesig gewachsten bin, sondern sie haben, ob sie wollten oder nicht, einfach viel an mich weiter gegeben. Es war eine ganz andere Gruppe von Musikern, mit denen ich bis dahin nicht viel zu tun hatte.
WP: Wo sind die Musiker musikalisch zu Hause?
Jesper Munk: Sie sind eigentlich überall, machen viel Sessions und jeder hat sein eigenes Projekt am Start: Studio – Live!
WP: Der Tourkalender endet am 26. Juni bzw. am 14.8.? Was kommt danach?
Jesper Munk: Es geht live weiter, so wie ich das überblicke. Ansonsten versuche ich mich auf verschiedenen Ebenen fortzubilden. Ich übe am Klavier und auf der Gitarre.
WP: Ist das Ausland ein Thema?
Jesper Munk: Ins Ausland gehen?
WP: Nein, spielen!
Jesper Munk: Hoffentlich so viel wie geht, aber von allein kommt‘s natürlich auch nicht. Da muss man halt schauen, wie weit man sich aus dem Fenster lehnen kann.
WP: Manche Blueslastigen Radios haben Schwierigkeiten, Deine CD einzuordnen und deren Hörer zu begeistern. Gibt es Reaktionen von der konservativen Bluesfront oder der Bluespolizei?
Jesper Munk: Wenig, was ich bisher mitbekommen habe. Ich muss auch sagen, dass ich das Genre Blues als Einstellung und Intension und nicht als Genre aufgefasst habe. Die Musik aus dem Genre habe ich nicht auf das Genre bezogen, sondern auf den Mut der Leute, ohne Gedanken Blues zu machen, sich auszudrücken und auf das Werkzeug, dass sie Generationen weitergegeben haben. Das sollte man nicht dadurch, weil man sich an Genres bindet, verstauben lassen.