Humpback_stellwagen_editBuckelwale vor Rügen und in der Ostsee versüßen 2008 das Sommerloch. Doch die Namenssuche für die Meeressäuger auf Abwegen führt zur Verniedlichung der Kolosse. Und überhaupt: Was ist ein Medienstar ohne einen zugkräftigen und einprägsamen Namen?

Namen und Schlagworte haben was für sich – man spart sich lange Formulierungen. Jeder Eingeweihte weiß sofort, was gemeint ist, wenn man von Bussi-Beck spricht oder verbindet mit Brandenburg sofort gelbe Forsytienhecken oder jugendliche Verkehrstote an Alleebäumen.

Nun hat Rügen also „seinen“ Buckelwal, der immer wieder zur Freude der Einheimischen und Touristen vor der Küste auftaucht und sich an den offenbar zahlreich vorhandenen Jungfischen labt. Doch was ist so ein Tier, ohne einen einprägsamen Namen?

Sein Vorgänger (1978 zwischen August und November öfters beobachtet) wurde auf den damals noch völlig harmlosen Namen „Ossi“ getauft. Weil der Name so einprägsam war, wurde er als Ossi 2 gleich noch für einen weiteren Wal nachgenutzt und nach 1989 für die Bewohner eines ganzen Landstrichs.

Die Nummer 3 sollte der aktuelle Wal daher kaum werden. Auch wenn er noch östlicher war auf seiner Tour als Sassnitz – schließlich wurde er gar vor Polen gesichtet. Nein „Bucki“ soll er nach dem Willen der Leser von der Ostseezeitung jetzt heißen. Bucki? Ging’s nicht noch blöder? Soll das etwa niedlich und kuschelig klingen? Ist nicht ein zwölf Meter langer Meeressäuger an sich alles andere als niedlich? Und so jung ist das Tier auch nicht mehr, dass man ihm einen Babynamen verpassen dürfte.

Und was passiert nach der nächsten politischen Umwälzung in Deutschland? Werden dann alle mit Rundrücken oder Rückgratverkrümmungen gleich als Buckis disqualifiziert? Ich muss doch sehr bitten. Und außerdem: Bucki ist eigentlich schon reserviert gewesen für einen ehemaligen Greifswalder Dompfarrer.

Warum nennt ihr den armen Wal nicht einfach Lassie oder Fury (von Flipper ganz zu schweigen)? Damit verbinden sich so niedliche Kindheitserinnerungen an Stunden vor der Glotze. Oder vielleicht Moby? Ach nein, da könnte ja ein bekannterer Musiker sich mittlerweile diskriminiert vorkommen. Und Moby Dick? Dafür ist er leider nicht weiß genug.