dt64

Memphis Slim soll mal gesagt haben, der Blues habe zwei Heimatländer, die USA und die DDR. Wenn das nicht korrekt ist, so ist es dennoch gar trefflich erfunden. Denn lange Jahre war es vor allem die Blues-Szene der DDR, wo sich unangepasste Musiker und Fans trafen.

Zwischen Thüringen, Sachsen und Berlin entwickelten sich verschiedene Hochburgen und Spielweisen des Blues. Und einzelne Bands und Musiker entwickelten durchaus eigene wichtige Stimmen im weltweiten Blues.

Ein paar Bands finden sich auf dem 3. Teil der Samplerreihe Die DT64-Story mit dem Titel „Mitternachtsblues. Es sind natürlich die üblichen Verdächtigen (Engerling, Diestelmann, Zenit, Jonathan, Renft, Amiga Blues Band) und diverse unbekanntere Sachen (Centrum, Brot & Salz – beide sind eigentlich nicht wirklich als Blueser hervorgetreten). Ärgerlich ist auch die Songauswahl – wieso wurde etwa von Monokel nicht deren einziger wirklich rundum  gelungener eigener Song „Bye Bye Lübben City“ genommen sondern der nun überhaupt nicht bluesige Kindertraum? Auch Diestelmanns „Blues vom Blauen Club“ ist nicht die sofort einleuchtende Wahl – auch wenns ein guter Song ist, der von der eingestampften dritten LP stammt.

Entsprechend dem Konzept dieser Reihe werden aber nur Sachen vorgestellt, die auch irgendwann mal im Rundfunk gelaufen sind. Also fehlen hier naturgemäß Bands wie etwa Freygang, Passat, … die aus den verschiedensten Gründen entweder irgendwann mit Spielverboten belegt wurden oder aber für AMIGA und DT 64 nicht interessant waren. Was aber auch schmerzlich ist, ist der eindeutige Schwerpunkt auf der Berliner Blues-Szene, obwohl in Thüringen doch ein viel bunteres Blues-Leben sich entwickelt hatte. So fehlen etwa auch Adapoe aus Weimar, Alexander Blume – oder der sächsche Pianist Thomas Stelzer. Insofern kann der Sampler nicht überzeugen. Und als Überblick über den DDR-Blues ist er schlichtweg ungenügend.