In den letzten Jahren waren die Reaktionen schon fast reflexartig: Die in Eutin ansässigen Vereine Baltic Blues e.V. und German Blues Network geben die Modalitäten für die German Blues Challenge und die Nominierungen für die German Blues Awards bekannt und beim Magazin „Bluesnews“ häufen sich die kritischen Kommentare und Aufrufe, solche Veranstaltungen zu meiden. Der Grund dafür sind die ziemlich undurchschaubaren Nominierungen und Fragen dazu, wer eigentlich für welchen internationalen Blueswettbewerb qualifiziert ist. Ein Vorwurf der letzten Jahre ist 2012 allerdings haltlos: Die Bevorzugung der norddeutschen Bluesszene. Das zeigen die Nominierungen für die diesjährigen German Blues Awards.

In den Vereinigten Staaten sind die jährlichen Blues Awards inzwischen für die Szene wichtiger als die Grammies. Wer einen der Preise bekommt, kann damit seiner Karriere einen gehörigen Schub verpassen. Und selbst eine Nominierung ist schon pures Geld wert. Und als Nachwuchswettbewerb ist die International Blues Challenge in Memphis für die zahllosen Bluesgesellschaften einer der Höhepunkte des Jahres. Wer sich in den regionalen Wettbewerben durchgesetzt hat und das nötige Geld für die Fahrt nach Memphis zusammen bekommt, der hat so etwas wie die Qualifikation zu den Olympischen Spielen geschafft.

In Deutschland existiert bislang keine nationale Vereinigung von Bluesmusikern, Veranstalter, Fans und Journalisten. Zwei Vereine aus dem ganzen Land sind Mitglied bei der Blues Foundation in Memphis und dürfen daher Vorschläge zur International Blues Challenge einreichen. Beide sitzen in Eutin. Vor allem die Arbeit des Baltic Blues e.V. kann man gar nicht hoch genug loben für ihre Arbeit. Nicht nur ist das Blues Baltica in der Kleinstadt eines der besten Festivals hierzulande. Auch bei Projekten wie „Blues @ School“ engagiert sich der Verein. Und daher war der Auftrag, dass der Verein für die Organisation eines deutschen Blueswettbewerbs zuständig sein solle, folgerichtig. Es gibt einfach niemanden anderes, den die European Blues Union fragen konnte.

Doch wie kommt der Verein zu seinen Vorschlägen, wer zur German Blues Challenge antreten darf? Eine Vorauswahl werde von Fachleuten (Journalisten, Musikern, Veranstaltern,…) getroffen, heißt es auf der Homepage des Vereins. Irgendwann einmal wurde dann die öffentliche Abstimmung in Zusammenarbeit mit den „Bluesnews“ gemacht. Das war aber nur eine Episode. Seither gibt es ein öffentliches Online-Voting über die Vereinsseite. 2012 sind zehn Bands auf der Liste. Die fünf mit den meisten Stimmen werden im September in Eutin um die deutsche Bluesmeisterschaft kämpfen. Der Sieger – soviel steht jetzt schon fest – wird Deutschland dann 2013 bei der European Blues Challenge vertreten. Ob er auch nach Memphis fahren darf, ist nicht so klar. Denn der Baltic Blues e.V. hat schon 2011 angekündigt, dass Michael van Merwyk als Sieger der damaligen German Blues Challenge 2013 nach Memphis fahren solle. Schließlich war 2011 Big Daddy Wilson als Vorjahressieger gemeldet worden. An diesem Hin und Her hat sich ein großer Teil der Kritik entzündet. Von Vereinsmeierei ist in Kommentaren die Rede, von undurchschaubaren Regeln. Und das ist bei aller Sympathie nicht völlig von der Hand zu weisen. Wenn es auch juristisch korrekt ist: Vorschlagsberechtigt ist nun mal der Verein.

Ähnliche Kritik gab es in den letzten Jahren auch an den German Blues Awards. Diese hat der Baltic Blues e.V. gemeinsam mit dem German Blues Network ins Leben gerufen. Auch hier gab es die nämliche Kritik der Undurchschaubarkeit. Und des gab den Vorwurf, dass diese Awards niemals repräsentativ für den Deutschen Blues insgesamt sein würden, weil eigentlich bloß Musiker aus dem Norden nominiert worden seien. Dies ist 2012 so nicht mehr haltbar, wenn man sich die Liste der Nominierten anschaut: Klar sind da auch wieder norddeutsche Musiker nominiert. Aber bei nüchterner Lektüre kann man die Liste durchaus als ziemlich repräsentativ für das sehen, was in diesem und im letzten Jahr im Blues hierzulande bemerkenswert war. Das kann man etwa an der Liste für das Album des Jahres sehen: Von Andreas Arlt über das Duo Bargel-Heuser und Jan Hirte’s Blue Ribbon bis hin zu Schwarzbrenner geht diese. Das deutet darauf hin, dass die für die Vorauswahl gefragten Experten inwzischen nicht mehr nur aus dem direkten Umland von Eutin kommen… Und es das ist auch bei den sonstigen Kategorien zu sehen, wo besonders angenehm auffällt, dass da auch die ostdeutschen Musiker wie Bernd Kleinow oder Thomas Stelzer genannt werden.

Kategorie: Band
(In alphabetischer Reihenfolge)

  • Abi Wallenstein & Blues Culture
  • B.B. & The Blues Shacks
  • Henrik Freischlader
  • Jan Hirte & Blue Ribbon
  • Jenny Boneja & The Ballroomshakers
  • Jessy Martens + Band
  • Johnny Rieger Band
  • Michael van Merwyk & Bluesoul
  • Richie Arndt & The Bluenatics
  • Timo Gross Band

Kategorie: Solo/Duo

  • Abi Wallenstein
  • Bargel-Heuser
  • Biber Herrmann
  • „Crazy“ Chris Kramer
  • Georg Schroeter & Marc Breitfelder
  • Lausitz Blues
  • Peter Crow C
  • Playin For Tips
  • Schorsch H. & Dr. Will
  • Thomas Stelzer

Kategorie: Gesang männlich

  • Abi Wallenstein
  • Dieter Kropp
  • Dr. Will
  • Georg Schroeter
  • Michael Arlt
  • Richard Bargel
  • Richie Arndt
  • Rudi Madsius
  • Sepp Maciuszcyk
  • Timo Gross

Kategorie: Gesang weiblich

  • Alegra Weng
  • Astrid Barth
  • Christiane Ufholz
  • Inga Rumpf
  • Jenny Boneja
  • Jessy Martens
  • Joy Flemming
  • Nayeli
  • Nina T Davis
  • Tanja Telschow

Kategorie: Gitarre

  • Andreas Arlt
  • Henrik Freischlader
  • Jan Hirte
  • Jan Mohr
  • Jimmy Reiter
  • Kai Strauss
  • Peter Crow C
  • Richie Arndt
  • Timo Gross
  • Todor „Toscho“ Todorovic

Kategorie: Harp

  • Adam Sikora
  • Bernd Kleinow
  • „Crazy“ Chris Kramer
  • Dieter Kropp
  • Geza Tenyi
  • „Josa“ Holger Sauerbrey
  • Klaus „Mojo“ Kilian
  • Marc Breitfelder
  • Marko Jovanovic
  • Michael Arlt

Kategorie: Instrument, sonstige

  • Dirk Vollbrecht (Bass)
  • Erkan Özdemir (Bass)
  • Frowin Ickler (Bass)
  • Jens Ulrich Handreka (Bass)
  • Michael van Merwyk (Lap Steel)
  • Moritz “Mo” Fuhrhop Hammond)
  • Stefan Scholz (Saxophon)
  • Thomas Feldmann (Saxophon)
  • Thomas Schneller (Saxophon)
  • Uli „Lohmann“ Drewes (Trompete)

Kategorie: Tonträger
(In alphabetischer Reihenfolge der Interpreten)

  • „All Time Favourites“ (Andreas Arlt)
  • “Crossing Borders” (Arndt/Gross/Conti)
  • “Men In Blues” (Bargel-Heuser)
  • “One More Turn” (Blues Blend)
  • “Live At BluesBaltica” (Georg Schroeter & Marc Breitfelder)
  • “Through The Storm” (German Blues Project)
  • “Singin´ The Blues“ (Jan Hirte & Blue Ribbon feat. Nayeli)
  • “Brand New Ride” (Jessy Martens + Band)
  • “New Road” (Michael van Merwyk & Bluesoul)
  • „Heymkehr” (Schwarzbrenner)

Kategorie: Festival

  • B&W Rhythm´n´Blues Festival, Halle
  • Blue Wave, Rügen
  • Blues im Hof, Frei-Laubersheim
  • Blues in Lehrte, Lehrte
  • Blues Schmuus Apfelmus, Laubach
  • Bluesfest Gaildorf, Gaildorf
  • Grolsch Blues Festival, Schöppingen
  • Lahnsteiner Bluesfestival, Lahnstein
  • Rother Bluestage, Roth
  • Schmölzer Bluestage, Küps/OT Schmölz

Kategorie: Club

  • Barnaby´s Blues Bar, Braunschweig
  • Blue Note Club & Bar, Dresden
  • Blues Garage, Isernhagen
  • Café Hahn, Koblenz
  • Der Hirsch, Nürnberg
  • Harmonie, Bonn
  • Heimathaus Twist, Twist
  • Merlin, Stuttgart
  • Musiktheater Piano, Dortmund
  • Savoy, Bordesholm

GERMAN BLUES CHALLENGE 2012

  • Cologne Blues Club
  • Jan Hirte‘s Blue Ribbon
  • Jenny Boneja & The Ballroomshakers
  • Jessy Martens + Band
  • Johnny Rieger Band
  • Lausitz Blues
  • Lösekes Blues Gang
  • Pass Over Blues Quartett
  • Timo Gross Band
  • Tommy Schneller Band

Die fünf Erstplatzierten sind qualiiziert.