CoverMit "Songlines" legte der Slide-Gitarrist Derek Trucks 2006 sein fünftes Album mit eigener Band vor. Noch heute dürfte es eines der spannendsten Gitarrenalben des 21. Jahrhunderts sein.

Manche Kritik muss ich einfach annehmen. Als ich vor kurzem "Revelator" der Tedeschi Trucks Band gelobt habe, habe ich mich etwas über die lauen bis abwertenden Kritiken im Netz aufgeregt. Und sofort erhielt ich einen Kommentar, der drauf hinwies, das ein Album wie Songlines von Derek Trucks eigener Band um Längen besser sei, was Musikauswahl, Gesang und instrumentales Können betrifft. Damit erwischte man mich völlig auf dem falschen Fuß. War mir doch die 2006 erschienene Scheibe bislang durch die Lappen gegangen. Doch das konnte ich nicht auf mir sitzen lassen.

Beim ersten Hören muss ich dem Kommentator zustimmen: Songlines ist ein absolut großartiges Album eines herausragenden Gitarristen. Und es ist musikalisch derartig vielseitig (zwischen Soul, Blues, Reggae, Funk, Latin und sogar Ausflügen in die Musik Asiens), dass man es eigentlich kaum in die Schublade des Bluesrock stecken darf. Ähnlich vielseitig ging es im Gitarrenblues wahrscheinlich letztmalig bei "East West" der Paul Butterfield Blues Band zu.

Was Trucks auf den sechs Saiten (ob mit oder ohne Slide) spielt, ist schlichtweg atemberaubend. Und der Gesang von Mike Mattison macht daraus einen Soulgottesdienst. Also gebe ich jetzt hier voller Ernst zu: "Songlines" ist um Längen besser als "Revelator". Und wer nur eine Platte von Trucks in diesem Jahr kaufen will, sollte sich diesen Klassiker ins Regal stellen.