Keine Laufkundschaft, keine Freundlichkeit gegenüber Gästen und vor allem: keine Frauen. Das ist die Welt, die sich Jaques in seiner heruntergekommenen Bar in New York konstruiert hat. Als der herzkranke Misanthrop aber den selbstmordgefährdeten Obdachlosen Lukas als seinen Nachfolger anlernen will, gerät die Ordnung aus den Fugen.
Die Kneipe als Welt, als Ort, in dem eigene Regeln herrschen und man nur mit bestimmten Typen zusammtrifft. Das ist eine moderne Version von Robinsons Insel – aber ohne die völlige Isolation. Obwohl Jaques die eigentlich am liebsten hätte – ständig regt er sich über die Menschen auf. Und damit macht er sich das Herz kaputt. Selbst Entspannungskassetten führen letztlich nur zur Aufregung und zum nächsten Herzinfarkt. Im Krankenhaus trifft der Miesepeter auf Lukas, der nach einem Selbstmordversuch eingeliefert wurde. Und schließlich nimmt er ihn unter seine Fittiche, führt ihn in seine eng begrenzte und scheinbar sichere Welt ein.
Doch Lukas ist nicht der Typ, der sich einfach vorschreiben lassen würde, wie er mit den Menschen umgehen soll – er geht wie ein Kind völlig offen und ungeschützt durch die Welt und kann es einfach nicht, die Menschen vor den Kopf zu stoßen. Erst recht nicht, als eine abgebrannte Stewardess in der Bar auftaucht. Lieber geht er zurück auf die Straße. Schließlich aber drehen sich in Karis Film die Verhältnisse um: der Misanthrop entdeckt seine mitfühlende Seite – und Lukas droht völlig zu verhärten.
Was der isländische Regisseur mit Brian Cox, Isild Le Besco und Paul Dano auf die Leinwand gebracht hat, erinnert in seiner genauen Menschenbeobachtung und seinem trockenen Humor immer wieder an Jarmusch oder Kaurismäki. Und es ist eine der kleinen Geschichten, die das Kino immer wieder liebenswert machen würden, wenn sie denn die Chance hätten, in vielen Sälen zu laufen. Jetzt allerdings ist „Ein gutes Herz“ auch auf DVD erhältlich. Und das sollte man ausnutzen. Nicht nur, wenn man in Kneipen arbeitet oder gerne dort herumhängt.