Der Fotoband von William Claxton und Joachim Ernst Behrendt schildert ein New Orleans, was es so nicht mehr gibt. 1960 bot sich den Reisenden ein lebendiges Jazzleben, das vielfach noch an die Geburtszeit dieser Musik erinnerte.

Freunde hatten Joachim Ernst Behrend 1960 in New York gesagt, dass er gar nicht nach New Orleans fahren brauche. Dort sei der Jazz längst tot. Eine ähnliche Auskunft bekam er kurze Zeit später in Biloxi am Golf von Mexiko, nur 80 Kilometer von New Orleans entfernt. Doch bei seiner Reise mit dem Fotografen William Claxton konnte er in kurzer Zeit die traditionellen Paraden und Jazz-Beerdigungen ebenso kennen lernen wie auch andere Veranstaltungen, wo sich der Jazz mehr als lebendig zeigte. Er lernte alte Musiker kennen, die sich noch an die Frühzeiten der Musik erinnern konnten und entdeckte damals junge Musiker wie den mittlerweile auch schon verstorbenen Snooks Eaglin, der bei einem Fish Fry Musik zwischen Blues, Rhythm & Blues und modernem Gitarrenjazz darbot.

Das  2006 veröffentlichte Buch zeigt die großartigen Fotografien von Claxton, die zeigen, wie lebensfroh und lebendig der Blues damals noch war in New Orleans. Und der Text von Behrendt ist noch immer eine höchst vergnüglich zu lesende Einführung in die Geschichte des Jazz. Melancholisch stimmt, dass dieses New Orleans nicht mehr existiert. Denn spätestens mit Katrina ist die Stadt nicht mehr die selbe. Und auch schon vorher war dieses vom Kommerz unberührte Jazzleben nicht mehr vorhanden. Denn was nach Katrina als New Orleans wieder erstanden ist, ist zum großen Teil lediglich eine Disney-Version der ursprünglichen Stadt. Denn zahlreichen Musikern, Clubbesitzern oder normalen Anwohnern fehlte einfach das Geld zur Rückkehr in ihre Heimatstadt oder zur Wiedereröffnung ihrer Läden.

Joachim-Ernst Berendt, 1922 in Berlin-Weißensee geboren, war 1945 Mitbegründer des Südwestfunks. Berendt ist Gründer des heutigen“Jazzfest Berlin“, war Leiter des ersten World Music Festivals (1967), des Olympia Jazz Festivals München 1972, des World Jazz Festivals auf der Weltausstellung Osaka 1970 und von“Jazz and World Music“im Lincoln Center New York 1984. Er ist Autor von 33 Büchern, die in 21 Sprachen übersetzt wurden, hat zahlreiche CDs produziert und ist durch Workshops und Vorträge in der ganzen Welt bekannt geworden. Joachim-Ernst Berendt kam am 4.Februar 2000 bei einem Verkehrunfall ums Leben.