Ich will jetzt hier nichts über die grundsätzliche Bedeutung von Chuck Berry schreiben. Dafür würde einfach der Platz nicht reichen. Aber soviel meiner Meinung soll hier schon noch kommen: Als Songwriter und Gitarrist ist Berry wahrscheinlich bedeutender für die Entwicklung der Rockmusik als Elvis und etliche weitere Stars der 50er zusammen genommen. Wer Songs wie „Roll over Beethoven“, „Johnny B. Good“ oder „Memphis Tennessee“ kennt, weiß was ich meine.
Klar, diese Hits von ihm hat jeder irgendwo schon in seiner Sammlung stehen. Doch was „In The 1950s“ neben dem ausgezeichneten Booklet zu einem Pflichtkauf macht, ist die Tatsache, dass man hier eben einen kompletten Überblick auch über die Instrumentalnummern oder die unbekannteren B-Seiten seiner Hitsingles bekommt. Auch sind die vielen Coverversionen von Rhythm & Blues Titeln, die Berry auf dem 1960er Album „Rockin‘ At The Hops“ bringt, eher unbekannt heutzutage.
In den Bereich der absoluten Raritäten gehören dann die als Bonus-Titel ausgewiesenen Nummern der dritten CD der Box: 1954 etwa war Berry mit Joe Alexander & Cubans im Studio und spielte Mambo („Oh Maria“, „I Hope These Words Will Find You“). Und 1959 war er Gitarrist für zwei Stücke, die The Ecuadors einspielten. Hinzu kommen noch live-Aufnahmen aus der Alan Freed Show (1956) und der Mike Douglas Show 1972. Bei letzterer trat Berry gemeinsam mit seinem ergebenen Fan John Lennon auf. Und das Gespräch mit Berry, Lennon und Joko Ono aus derselben Show bildet das erste von vier Interviews, die den Abschluss dieser dritten CD bilden. Damit wird diese Box wirklich zu einer großartigen Veröffentlichung, die die Bedeutung Berrys auch für Spätgeborene erlebbar macht. Denn was nach 1960 veröffentlicht wurde (selbst wenn es so erfolgreich war wie „My Ding-a-Ling“) kommt an die Aufnahmen der Frühzeit keinesfalls heran und ist nur noch Fußnote zu einer unbeschreiblichen Musik.