Chris Kramer ist unbestritten einer der Meister der Bluesharp in Deutschland. Mit seinem neuen Album "Kramer kommt!" präsentiert er sich außerdem als deutschsprachiger Rockmusiker zwischen Lindenberg und dem frühen Westernhagen.
Mit Peter Maffay hat er in den letzten Jahren zusammengespielt. Aber auch mit dem Gitarristen Mick Taylor (klar, dem Mick Taylor von den Stones). Nach Angaben seiner Homepage hat er mittlerweile 12000 Schülern den Umgang mit der Mundharmonika beigebracht. Und wenn zu seinem Geburtstag am 3. Februar 2012 sein neues Album "Kramer kommt!" in die Läden kommt, dann hat er als Vertrieb gar Sony im Rücken. Wahrhaftig selten für einen Bluesman hierzulande. Doch eigentlich gehört die Scheibe (trotz unüberhörbarer Bluesanklänge) auch eher in die Rockschublade, Unterabteilung Deutschrock. Und damit beginnen zumindest für den Rezensenten die Probleme mit der Scheibe, die musikalisch gut daherkommt und ganz amtlich groovt zwischen Blues, Rock & Roll und dem patentierten Diddley-Beat.
Denn ehrlich: diese Texte (verfasst entweder von Kramer selbst oder von W. Dulisch) versuchen cool zu klingen wie zu den besten Zeiten von Udo Lindenberg. Doch leider sind sie genau das leider zu selten. Viel zu oft klingen sie statt dessen bemüht pädagogisch und steif. Und die zwanghaften Reime machen das Hörern nicht viel schöner. Hier hätte man sich ein paar Unterrichtseinheiten von den wirklich großen deutschen Textern der Gegenwart (nehmen wir etwa Stoppok und sein Umfeld, Norbert Leisegang oder auch Element of Crime als Beispiele) gewünscht. Dann wäre "Kramer kommt!" wirklich ein großes Hörvergnügen geworden. Denn die Selbstironie und Ehrlichkeit, die man bei Kramers Konzerten immer wieder als große Pluspunkte anführt, kommt im Studio nicht rüber. Schade….