Die Cameo Blues Band gibt es in diversen Besetzungen schon seit Ende der 70er Jahre. Beheimatet und benannt nach der Cameo Lounge im Isabella Hotel von Toronto fanden sich in ihr nacheinander die bekanntesten Bluessänger Kanadas ein. Hinzu kamen auch noch andere Musiker, die sonst bei der legendären Downchild Blues Band aktiv waren. Doch erschien erst 2002 mit „All Play And No Work“ ein Studioalbum der Truppe um Keyboarder/Pianist Ray Harrison heraus. Und bis zum nächsten Album 10000 Hours hat es gleich wieder zehn Jahre gedauert.
Aber eigentlich waren die Mitglieder der Band in den letzten Jahren auch mit diversen eigenen Projekten beschäftigt und kamen erst Ende 2009 für ein Konzert zum 30jährigen Bestehen wieder zusammen. 10.000 Hours wurde von der gegenwärtigen Quintettbesetzung der Band (Ray Harrison – p, John Bride – g, John Dickie – voc, Mike Sloski – dr, Tommy Griffith – bg) eingespielt.
„Ungewöhnlich“ war so ziemlich die erste Reaktion, die ich von Mithörern bekam, als ich 10.000 Hours auflegte. Ungewöhnlich – normalerweise ist man von mir im Büro ja eine recht strikte Diät in Sachen Blues & Soul gewohnt. Hier aber wechseln sich „klassische“ Bluesriffs und -rhythmen ab mit Rocksongs, die die Genre-Grenzen mehr als einmal ignorieren, dafür aber Themen haben, die wesentlich interessanter sind als die ewigen „Woke up this morning“-Varianten. Bei den elf Songs des Albums finden sich sieben, die Sänger John Dickie gemeinsam mit seinen Bandkollegen verfasst hat. Und die erzählen mit manchmal schneidender Ironie aus dem Leben von Karrieremusikern. Oder sie regen sich über Radioprogramme auf, die nur noch aus endlosen und banalen Talkshows bestehen, während man eigentlich auf der Suche nach der passenden musikalischen Unterhaltung ist.
Klar doch, Cameo Blues kann und hat den Blues, wie sie beim Klassiker „Sitting on Top of the World“ oder Willie Dixons „Howlin“ voller Spaß zeigen. Aber eigentlich wollen sie eher losrocken und tun das bei einer sehr respektvollen Interpretation von Led Zeppelins „Rock And Roll“ auch aufs heftigste. Und damit ist auch klar, dass selbst der Rock bei Cameo Blues niemals ohne den Bluesbezug daherkommt. Und damit verdienen sie sich eindeutig eine Empfehlung.