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Eine Liste mit Blues und Funk zum Wochenende zusammen zu stellen, ist ja nicht ganz so schwer bei dem umfangreichen Angebot in einer Community wie reverbnation.com. Schwerer wird’s dann schon, wenn man sich geografisch eingegrenzt für einen bestimmten Musikstil interessiert.

Auf die Idee mit dem britischen Swing brachte mich dabei Florence Joelle, die empfahl mir mal Benoit Viellefon & His Orchestra anzuhören. Auch wenn man sich der leicht britisch übertriebenen Einschätzung: „the next singing sensation from France“ nicht unbedingt anschließen will – was der sympathische Franzose und Chef von JohnJohn Records mit seinem Orchester so spielt, ist schon französisch elegant und dabei wundervoll eingängig. Eine Mischung zwischen den 20er, 30er und 40er Jahren kann man heraushören. Und neben dem Swing und Jazz auch noch Pariser Musette, die das nötige Sentiment ins trübe London bringt. Journalisten lässt Viellefon inzwischen übrigens die Wahl der Waffen: großartige Weine oder alten Cognac. Das ist auch ne Methode, sich die Frager vom Hals zu schaffen.

Eigentlich dürfte er von denen ja nicht allzuviel zu fürchten haben – nur das: wo er neben den verschiedenen Band- und Veranstaltungsprojekten (unter anderem einen wöchentlichen Swingtanz in einem Londoner Club) die er mit JohnJohn Records organisiert, überhaupt noch Zeit hernehmen will, um einen wirklich guten Cognac zu genießen.

Wem der Londoner Exilfranzose noch nicht britisch genug ist, wird bei Top Shelf Jazz fündig. Offiziell bezeichnet sich die Truppe als „Arthur Foxaque mit einer Auswahl an talentierten Exzentrikern, Verrückten, Betrunkenen und Straftätern.“ Wobei das britisch-exzentrische der Band schon auf der Homepage der Truppe voll durchschlägt: Wer bitteschön veranstaltet schon einen Wettbewerb mit Haßmails, die dann auf der Seite vorgestellt oder bei Konzerten gelesen werden? Auch wird aus den Biografien der einzelenen Musiker nur deutlich, dass sie entweder wiedergekehrte Zombies/Geister oder völlig durchgeknallt sein müssen. Aber Spaß macht das ebenso wie ihre Musik.

Eine Empfehlung von Top Shelf Jazz ist dann noch eine Band aus Bristol. The Zen Hussies sind musikalisch noch dichter am Jazz von New Orleans dran als die aus London stammenden Kollegen. Doch auch hier kommt der Spaß und die britische Exzentrik voll zum Tragen – und die völlige Verneinung aktueller Musikstile. Wenn also Jazzbands aus New Orleans schon seit Jahren Funkrhythmen nutzen, um die Paraden in Bewegung zu setzen – hier fehlt sowas. Wenn auch die britische Gegenwart in Texten wie Runaway Rich Kid voll zum Tragen kommt. Swing und Jazz werden zwar als Zeichen einer partysychtigen Dekadenz zelebriert – aber das nicht im Sinne einer reichen Oberschicht sondern durchaus proletarisch geerdet. Und das ist mittlerweile ziemlich selten bei solcher Musik.