Für Freunde des guten und beseelten Blues-Picking ist Bob McCarthy ein echter Schatz. Leider kennt man ihn noch viel zu wenig. Seine fast fünfzigjährige Karriere begannt in den 60ern in den Cafehäusern von New Yorks Greenwich Village – ein Ort, wo viele bekannte Künstler begannen. Unter ihnen waren Topleute wie Bob Dylan, Tom Paxton und Dave van Ronk. Die Gegend bot dem jungen McCarthy eine offene Tür und jede Menge musikalischer Erfahrungen, um sein Selbstbewusstsein aufzubauen. Er eröffnete Shows und stand gemeinsam auf Bühnen mit Leuten wie Jorma Kaukonen, Bonnie Raitt, Neil Young, Nanci Griffith, Taj Mahal, The Beach Boy, Linda Ronstadt und zahllose andere. Das war kurz gesagt ein Who Is Who der modernen US-amerikanischen akustischen Rootsmusik.
By Iain patience
Inzwischen lebt er in den schönen Waldgebieten von New Hampshire. Noch immer kann man McCarthy an der Ostküste als Gitarristen erleben. Und er engagiert sich großzügig für zahlreiche lokale Projekte. Seine Plattenkarriere erstreckt sich über viele Jahre. Zuletzt erschienen „Sudden Light“ und „Where I Live“, beide mit einem starken Hang zu einem leichten Jazz voller Soul und gegründet in der Tradition der alten Bluesmeister.
McCarthys Gitarrenspiel ist immer geschmackvoll und packend, es garantiert Fans von guter altmodischer Musik ein gehöriges Vergnügen. Und er ist auch als Mandolinespieler großartig. Oft wird er von seinem alten Kumpel James Montgomery begleitet, einem der besten Bluesharp-Spieler der Vereinigten Staaten. Immer bleibt er dicht an seinen Wurzeln, bringt Bluessongs hervor und liefert die Hintergrundmusik für ein ereignisreiches und zufriedenes Leben auf den geschäftigen und oftmals überfüllten Straßen der amerikanischen Musikszene.
Für viele Jahre war McCarthy der Gitarrist eines der bekanntesten Musikexporte Irlands, des mittlerweile verstorbenen Tommy Makem, einem exzellenten Spieler auf dem fünfsaitigen Banjo, gekleidet in traditionelle Stickpullover und ausgezeichnet mit einem enzyklopädischem Wissen der traditionellen irischen Musik. Und auch wenn in seinen Adern auch irisches Blut fließt und er die traditionelle irische Musik mag, bekennt McCarthy, dass er sich am meisten zu Hause fühlt im Blues, seiner ersten Liebe und lebenslange Leidenschaft:
„Ich bin ein arbeitender Musiker mit Betonung auf der Arbeit. Ich erinnere mich, wie ich einmal gelesen hab, dass Robert Johnson am St. Patricks Day irische Songs spielte. Denn er war bei der Arbeit und es ist schwer, seinen Lebensunterhalt als Musiker zu verdienen. Ich mochte das Touren mit Tommy Makem sehr und er behandelte mich sehr gut. Ich mag es, den Blues gemeinsam mit James Montgomery zu spielen, ebenso liebe ich auch den Jazz und das Spielen auf der elektrischen Gitarre. Denn ich hab es gerne, wenn ich meine Hypothek bezahlen und meine Familie unterstützen kann. Das ist nicht sehr romantisch, aber wahr. Einmal spielte ich im Duo mit Larry Coryell, spielte Gitarre auf einem bei Columbia (CBS) veröffentlichten Hitalbum des Poprockers Andy Pratt und war auf Tour mit der Band Appaloosa, die wie Pratt auch bei Clive Davis unter Vertrag stand. Ich liebe auch das gemeinsame Spiel mit der schwarzen Gospelsängerin Lilian Buckley. Es war eine interessante Karriere, aber sie ist, wie sie ist. Heute spiele ich meist akustische Blues und Ragrimes als Solist oder mit James Montgomey oder mit meinen Freunden Tom Logan und Reed Butler, der als Bassist bei Paul Rishell und Annie Raines spielte. Ich verwende kein Plektrum, manchmal einen Daumen-Pick. Iach spielte im Stil von Merle Travis, Chet Atkins und im Piedmont-Stil von Mississippi John Hurt und Rev. Gary Davis. In der Vergangenheit hab ich auch mit Paul Geremia gespielt und liebe es, auf meiner Blue National Slide zu spielen. Das alles mache ich schon seit 50 Jahren. Pops Staples brachte mich auf die Idee, in Pflegeheimen und Krankenhäusern zu spielen. Zu solchen Auftritten bringe ich auch meinen Hund Beau mit. Einmal kam Roy Bookbinder vorbei, um mich in meinem Haus in New Hampshire zu besuchen. Ich war nicht zu Hause. Und so mietete er ein Boot und ging fischen, bis ich wiederkam. Und dann spazierten wir die Bahngleise entlang und sprachen über das Leben und die Musik. Wir kannten einander viele Jahre lang.“
In vieler Hinsicht kann man McCarthys persönliche Philosophie im Titel seines vielleicht besten Albums „Satisfied Mind“ erkennen. Erschienen ist es vor ein paar Jahren 2006 und enthält großartige Versionen von „Pallet On The Floor“, „When The Lord Gets Ready“, „Deep River Blues“, „Trouble In Mind“ und einige anderej Bluesstandards sowie seine eigene Komposition „No Score In Baltimore“, ein Stück in dem der Geist der akustischen Konzerte in den 60er Jahren widerhallt, als Künstler wie Jackson Browne für Trinkgeld in den Bars des Village spielten.
Soeben hat McCarthy ein neues Album mit sieben Stücken auf seinem eigenen Label Wandra Recordings veröffentlicht. „Trouble in Mind“ präsentiert beispielhaft die Facetten seiner Musik. Vier Stücke mit Montgomery an der Harp wurden vom früheren Album „Satisfied Mind“ übernommen. Die anderen drei Stücke sind Instrumentals mit leichtem Jazz-Feeling, die von einem anderen älteren Album „Star of The Sea“ stammen.
Jeder, der diesen Künstler und seine Musik noch nicht kennt, sollte den Hinweis auf seine Fähigkeiten von Jorma Kaukomen ernst nehmen, der einmal gesagt hat:
‚If there were any justice in the world, you‘d be a well-known BIG DOG!‘