Die Gitarren schreien und kreisen im Raum. Die Stimme schreit und klagt. „Redemption“ lautet der Titel von Bob Findlays aktuellem Album. Erlösung ist das Thema der Scheibe. Erlösung von den Geistern der Vergangenheit mit den Mitteln des Bluesrock.
Der erste Eindruck ist die Härte, die Direktheit: Hier rechnet einer ab. Schonungslos und heftig. „You and your poison pen“, „Redemption Road“ oder „Let Me Fly“ heißen die Songs, mit denen Bob Findlay sich frei singt von der Vergangenheit, die ihn nach unten ziehen will, von Leuten, mit denen ihn heute nichts mehr verbindet. Erlösung, so die Botschaft, ist nicht ohne Kampf zu erreichen. Schmerzhaft kann es sein, sich loszusagen, sich auf einen neuen Weg zu machen. Doch Erlösung meint eben nicht Untergang, meint nicht Resignation sondern eben Durchsetzung gegen Widerstände.
Das musikalische Mittel der Wahl ist harter gitarrengetriebener Bluesrock. Mit einem Aufwand, der für ein unabhängig produziertes Album nur selten getrieben wird, hat Findlay die Atmosphäre eines Live-Konzerts umsetzen wollen: die Gitarren wandern durch den Raum, packen immer wieder von anderer Seite zu und lassen einen nicht wieder los. Manche mögen sich an Rockbands der 60er und 70er erinnert fühlen. Die kämpferische Haltung mag auch an den Blues der Southside von Chicago in den späten 60ern und frühen 70ern erinnern. Doch in der persönlichen Direktheit der Songs ist „Redemption“ ein Album aus dem hier und jetzt, ein Album, mit dem Findlay seinen Ort in der Rockmusik markiert und deutlich macht, dass mit ihm auch zukünftig zu rechnen ist.
Passend dazu ist Findlays Weg abseits der gängigen Vermarktungswege der Musikindustrie. Seine Alben vertreibt er selbst auf diversen Internetplattformen von Amazon bis hin zu bandcamp. Für seine nächste Single hat er bei Facebook einen Wettbewerb zur Covergestaltung gestartet. Als Musiker des Internetzeitalters hat er in den letzten Jahren ausgiebig erforscht, welche Möglichkeiten gerade das Netz bietet und hat über die Fallstricke und Chancen letztens auch ein Buch veröffentlicht, das es leider noch nicht in einer deutschen Übersetzung gibt.