1997 meldete sich Bob Dylan mit „Time out of Mind“ nach Jahren wieder als Songschreiber zurück. Ein so düsteres und bitteres Album hatte man kaum erwartet – aber auch nicht, wie großartig es geworden war.

Die 90er Jahre waren nicht wirklich produktiv gewesen für den Songschreiber Bob Dylan. Klar, er tourte konstant durch alle Welt und veröffentlichte Platten. Doch das waren nicht seine eigenen Lieder die er sang. Und dann das:

Ein Album, das einen von den ersten Minuten von  „Love Sick“ gefangen nimmt in einer unausweichlichen Düsternis. Hier singt einer, der an die Grenzen seines Lebens geschaut hat und desillusioniert ist. Vom Leben, von der Liebe, von den Menschen. Hoffnungslos klingen die Texte – und düster drohend auch die Produktion von Daniel Lanois. Besonders die düster drohende, oft abgehackt dazwischen funkende Orgel prägt das Album.

Der unumstrittene Höhepunkt ist das zutiefst berührende „Not dark yet“: Ein vom Text her äußerst leidender Dylan röhrt sich durch einen bittersüßen Folk-Rock-Song, der selbst durch Textzeilen wie „I was born here and I’ll die here – against my will“ und weitere, noch traurigere Zeilen nicht beklemmend wirkt, sondern lediglich zum Nachdenken und zum Schwärmen bezüglich der Musik anregt.

Hatte Dylan zuvor sich vor allem alten Songs aus Folk, Country und Blues gewidmet, so findet er hier zu Stücken, die genau den Geist der Klassiker auf die heutige Zeit übertragen: Ein düsteres, hoffnungsloses Amerika wird gemalt, ein einsamer Sänger durchstreift die Lande, um immer wieder an seine Grenzen zu stoßen. Mit „Time out of Mind“ beginnt Dylans eigentliches reifes und überzeugendes Spätwerk nach Jahrzehnten der relativen Belanglosigkeit.