Dass gerade das Majorlabel Columbia 1962 ein Folkalbum eines weithin unbekannten Sängers veröffentlichte, kam schon einer kleinen Sensation gleich. Doch Produzent/Entdecker John Hammond hatte in der Art, wie Bob Dylan sich klassische Songs ganz und gar zu Eigen machte, etwas entdeckt, was für ihn eindeutig in die Zukunft wies.
Das Folkrevival war 1962 eine reichlich elitäre Angelegenheit ohne große Wirkung nach außen. Musiker wie Dave van Ronk brachten ihre Alben bei kleinen Labels wie Folkways heraus und hielten sich die Bewahrung einer ehrwürdigen Tradition zu Gute. Man studierte die alten Aufnahmen, nahm Unterricht bei Musikern wie Rev Blind Gary Davis oder Sonny Terry. Und um Verkäuflichkeit oder gar die Hitparaden kümmerte man sich schon gar nicht.
Genau in diese New Yorker Szene war Dylan gekommen und hatte sich schnell durch zahllose Auftritte in den diversen Folkclubs einen Namen gemacht als Sänger und Mundharmonikaspieler. Selbst Popstars wie Harry Belafonte luden ihn als Begleiter ins Studio ein. Sein Repertoire ging von Blues, Country und traditionellen Balladen bis hin zu dem hochverehrten Songwriter Woody Guthrie. Doch über das Kopieren der Vorlagen und Zeitgenossen war Dylan mittlerweile heraus gewachsen. Mit rauher und ungezügelter Energie kniet er sich in die alten Songs hinein und macht sie sich ganz zu eigen. Und das war etwas, was die anderen Folkies plötzlich alt und verstaubt wirken ließ.
Auf dem Debütalbum kann man das noch heute fast ungealtert nacherleben: Im Vordergrund steht nicht der akademische Schönklang oder die instrumentale Virtuosität sondern die wütende, zynische, humorvolle oder melancholische Stimme eines jungen Mannes, für den Folk keine Form der Geschichtsbewahrung ist sondern eine Ausdrucksweise einer Gegenwart, in der der Rock & Roll seine Energie mittlerweile verloren hatte und nur noch als überpolierte Schmalzmusik in den Radios vorkam.
Nur an zwei Songs auf dem Album kann man merken, dass hier nicht nur ein Folksänger sondern einer der wichtigsten Songwriter der Zeit heranwuchs: „Talkin New York“ schildert die Ankunft des Künsters in der Metropole und seine ersten Schritte in der Szene. Und für „Song To Woody“ nahm sich Dylan eine Melodie Guthries und schrieb für den schwerkranken Songwriter fast eine Liebeserklärung. Schon mit dem Nachfolgealbum sollte Dylan als Songwriter so richtig durchstarten.
Dylan ist der wahre strassenpoet….ich liebe seine songs….und spiele einige davon auf der strasse…love and peace
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