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Der Greifswalder Bischof Hans-Jürgen Abromeit hat das Motto der 64. Greifswalder Bachwoche „Bach und Russland“ gewürdigt. Wer das Programm lese, könne „nur begeistert sein über die Entdeckungen, mit denen hier in Greifswald eine Wurzel der gemeinsamen europäischen Kulturtradition freigelegt wird.“

Dies äußere sich u.a. durch das Miteinander der Aufführungen von Bachs Matthäuspassion (Dienstag, 1. Juni, 20 Uhr, Dom St. Nikolai Greifswald) und der „Passion und Auferstehung Jesu Christi nach Johannes“ von Sofia Gubaidulina (Sonntag, 6. Juni, 19 Uhr, Dom St. Nikolai Greifswald). Die Komponistin, die als die bedeutendste russische Komponistin der Gegenwart gilt, hat ihre Anwesenheit bei diesem Konzert angekündigt. Das Werk wird u.a. wegen seines großen Aufführungsapparates – neben Solisten und zwei Chören über achtzig Orchestermusiker, u.a. an Wagner-Tuba, Windgong und Waterphone – nur selten aufgeführt.

 

Besondere europäische Zusammenhänge werden für Abromeit an dieser Aufführung des Werkes Gubaidulinas sichtbar: „Fasziniert vor allem von den Werken Johann Sebastian Bachs schuf die Komponistin Werke von großer religiöser Dichte. In der Sowjetunion wurden ihre Werke kaum aufgeführt. Erst nach der Perestroika, als die heute 79jährige Gubaidulina längst zu den führenden Komponisten der westlichen Welt zählte, begann man sich auch in ihrer Heimat für ihre Musik zu interessieren. Dass im zwanzigsten Jahr der friedlichen Wiedervereinigung Deutschlands eines ihrer wichtigsten Werke bei uns erklingt, zeigt den europäischen Zusammenhang auch unserer Freiheitsgeschichte, derer wir in diesem Jahr dankbar gedenken. Haben doch alle mittel- und osteuropäischen Staaten in den letzten zwei Jahrzehnten den Weg in Richtung Freiheit und Demokratie eingeschlagen, nicht zuletzt die damalige Sowjetunion.“

Ebenso dankbar zeigt sich Bischof Dr. Abromeit über die weitreichende Verankerung der Greifswalder Bachwoche: „Dass als Träger die Pommersche Evangelische Kirche und die Universität Greifswald im Zusammenwirken mit dem Land Mecklenburg-Vorpommern, der Hanse- und Universitätsstadt Greifswald und dem Kirchenkreis Greifswald verantwortlich zeichnen, dass mit dem Norddeutschen Rundfunk, der Sparkasse Vorpommern und der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung – um nur die wichtigsten zu nennen – viele Kooperationspartner und Spender die Greifswalder Bachwoche mittragen, zeigt die weit über den kirchlichen Bereich und auch über den geografischen Raum Vorpommerns hinaus reichende Bedeutung des Festivals Geistlicher Musik im Norden.“