West Coast Blues mit einer markanten Gitarre, Bluesklassiker aus Texas neben eigenen Songs: Der Gitarrist Allen Vega hat mit „Rough Cut“ ein bemerkenswertes Solodebüt veröffentlicht.

Texasblues a la Kalifornien

Der Dank an die Mutter für den Kauf der ersten Gitarre (damals war Allen Vega 15 Jahre) und für das erste Konzert mit Stevie Ray Vaughan ist mehr als angebracht: Allen Vega ist – obwohl er in Kalifornien lebt und dort auch in den letzten Jahren hauptsächlich unterwegs war – stark von den verschiedenen Spielarten des Texas-Blues beeinflusst. Und was liegt da näher, als Songs von T-Bone Walker (T-Bone Shuffle), Freddie King (Sugar Sweet)oder auch das von Johnny Winter so großartig interpretierte „Tin Pan Alley“ auf das Debüt zu nehmen? Wer jetzt aber erwartet, hier einen harten Texas-Boogie zu bekommen, hat sich gewaltig getäuscht. Oder besser gesagt, er hat das Prinzip des West Coast Blues nicht verstanden, der ja schon zu Zeiten von T-Bone Walker sich dadurch auszeichnete, dass die verschiedensten Regionalstile hier zu einem meist relaxten, auf jeden Fall aber auch jazzigen Sound verschmolzen wurden. Und genau das passiert auch auf „Rough Cut“: Klar, Vegas Gitarre kann beißen, packt zu und wird auch rauh und heftig. Doch das wird in der Band immer aufgefangen durch Armin Boyds Saxophon und die Piano- und Keyboard-Klänge von Sugar G. Robinson. Niemals wird die Grenze zum „Abrocken“ überschritten, die kalifornische Leichtigkeit und Eleganz ist immer hörbar. Und das macht das Album schon mal sehr hörenswert – auch wenn man sich manchmal gewünscht hätte, mehr eigene Songs des Künstlers zu hören. Denn dass Vega auch ein guter Songwriter ist, machen die zwei eigenen Stücke deutlich: das politisch aktuelle „Jobless“ etwa aber auch die wundervoll groovende Schlussnummer „Bye Bye Bye“.

„Rough Cut“ ist hierzulande leider nur als Download von iTunes erhältlich. Aber vielleicht kommt Vega ja in den nächsten Monaten mal nach Europa zu einigen Festivals und bringt ein paar „echte“ Tonträger mit. Und ansonsten: Dieses Album macht wirklich neugierig auf weitere von Allen Vega.