In unserer Bildungsveranstaltungsreihe „DEFA-Filme zwischen Staatsauftrag und Kunst“ zeigen wir am 7. Mai um 19.30 Uhr in der WIRKSTATT (Greifswald, Gützkower Straße 83) den Film „Die Architekten“. Er wurde 1989/90 gedreht und erlebte seine Uraufführung am 27. Mai 1990 in Berlin. Der Film war der erste „tabulose“ DEFA-Film; jedoch kam seine starke Kritik an den Zuständen in der DDR zu spät. Dennoch ist er der konsequenteste und wichtigste Wendefilm der DEFA.
 

Eine Veranstaltung im Rahmen des 1. Greifswalder Literaturfrühlings

Die Regie lag in den Händen von Peter Kahane, welcher auch mit Thomas Knauf das Szenarium geschrieben hatte. 2005 wurden „Die Architekten“ für die DEFA-Retrospektive am The Museum of Modern Art in New York ausgewählt.
Auf dem 6. und letzten Filmfestival der DDR wurde der Streifen mit der Anerkennung der Katholischen Filmkommission ausgezeichnet. Wolfgang Greese erhielt den Preis für die beste Nebenrolle.

Die Hauptrolle übernahm Kurt Naumann (Daniel Brenner), seine Frau wurde von Rita Feldmeier gespielt. In weiteren Rollen sind Uta Eisold, Jürgen Watzke, Ute Lubosch, Catherine Stoyan, Christoph Engel, Werner Dissel, Hans-Joachim Hegewald, Roland Kuchenbuch, Andrea Meissner und Jörg Schüttauf zu sehen.

„Wie kein anderer Film vorher beschreibt Peter Kahanes und Thomas Knaufs Architekten die Hoffnungen, Sehnsüchte, Bemühungen und Resignation der Generation der Vierzigjährigen in der DDR. Einer Generation, die angetreten war, in den verfilzten und verkrusteten Strukturen der Gesellschaft ihren eigenen Weg zu finden, sich eine Heimat zu schaffen – und wie sie zerrieben, zerstört und vertrieben wurde.
Chronikartig erzählt der Film die Geschichte einer Gruppe junger Architekten, die mit einem Großprojekt innerhalb eines Neubaugebietes betraut wird. Im Laufe der Arbeit fallen immer mehr Ideen und Vorschläge dem Rotstift zum Opfer. Diesen allmählichen Prozess begleiten mal tröstende, mal bedauernde Worte über die ökonomische Lage, auch Täuschungen, gar Drohungen aus ignoranter und machthungriger Position der Väter-Generation heraus. Sollte sich die Hauptfigur noch im Szenarium, das vor der Wende die Abnahme passieren musste, nicht unterkriegen lassen, erfahren Figur und Fabel im Drehprozess, der in die Wende hineinreicht, Veränderungen. Daniel Brenner, dessen Projekt am Ende kaum noch das Eigene erkennen lässt, bricht an der Tribüne, auf der er anlässlich der Einweihung feierlich präsentiert werden soll, zusammen, Frau und Kind haben ihn und die DDR verlassen. Bilder des Milieus sind von beklemmender Trauer und Verzweiflung. Eine Party bei Freunden auf einem Berliner Hinterhof wird plötzlich von der traurigen Musik einer Akkordeonspielerin bestimmt; der Blick der Kamera vom Balkon über das Neubauviertel, in dem die Brenners wohnen; der Abschied vom Kind; über die Fahrt an der Mauer entlang erklingt die Strophe eines Liedes, das jedes Schulkind in der DDR kennt: ‚Unsere Heimat, sind nicht nur die Städte und Dörfer.‘
Alles, was in den vorangegangen Arbeiten … Andeutung bleiben musste, tritt in den Architekten als exemplarische Lebensproblematik einer Generation hervor.“

(Elke Schieber in „Das zweite Leben der Filmstadt Babelsberg“, Henschel Verlag Berlin 1994)

7. Mai 2014, 19.30 Uhr, Wirkstatt (Gützkower Str. 83), Greifswald

Die Architekten (DEFA 1989/90)

Der Eintritt ist frei!