In unserer Bildungsveranstaltungsreihe „DEFA-Filme zwischen Staatsauftrag und Kunst“ zeigen wir am 29. Januar um 19.30 Uhr in der Wirkstatt (Greifswald, Gützkower Straße 83) den Film „Das Kaninchen bin ich“ von 1965. Nach dem 11. Plenum des ZK der SED (Dezember 1965) fiel der Film der Zensur zum Opfer und konnte erst 1990 uraufgeführt werden. Insgesamt wurden in der Folge des 11. Plenums 12 DEFA-Produktionen verboten, was fast einer Jahresproduktion dieser DDR-Filmgesellschaft entsprach. Zu ihnen zählen „Karla“, „Denk bloß nicht, ich heule“, „Der Frühling braucht Zeit“ und viele andere. Sie werden als „Kaninchen-“ bzw. „Kellerfilme“ bezeichnet.

„Das Kaninchen bin ich“ hat den Roman „Maria Morzeck oder Das Kaninchen bin ich“ von Manfred Bieler (1934-2002) zur Grundlage, welcher auch das Szenarium zum Film lieferte. Der Roman konnte in der DDR nicht veröffentlicht werden. Nach der Ausbürgerung Bielers (1969) erschien das Buch in der damaligen BRD.

Die Regie des Films lag in den Händen von Kurt Maetzig (1911-2012). Maetzig war Mitbegründer der DEFA und Initiator und erster Direktor der DEFA-Wochenschau „Der Augenzeuge“. Sein Film „Ehe im Schatten“ (1947) wurde zum erfolgreichsten seiner Zeit und erhielt das 1. Bambi. 1949 folgten „Die Buntkarierten“. Dieser Film lief als erster ostdeutscher Beitrag auf dem Filmfestival in Cannes. Für die Filme „Ernst Thälmann – Sohn seiner Klasse“ (1954) und „Ernst Thälmann – Führer seiner Klasse“ (1955) erhielt Maetzig den Nationalpreis der DDR. Nach der Wende distanzierte er sich von diesen beiden Produktionen. Weitere Filme Maetzigs sind z.B. „Der Rat der Götter“ (1950), „Schlösser und Katen“ (1956), „Vergesst mir meine Traudel nicht“ (1957), „Der schweigende Stern“ (1959), „Die Fahne von Kriwoj Rog“ (1967) und „Mann gegen Mann“ (1975).
„Das Kaninchen bin ich“ (1965) dürfte der gelungenste und wichtigste Film des Regisseurs sein. Auch nach dem Verbot des Films verhielt sich Maetzig systemkonform und bekam weiterhin Preise und Regieaufträge bei der DEFA.

Inhalt:
Maria Morzeck (Angelika Waller) arbeitet als Kellnerin. Eigentlich wollte sie Slawistik studieren, was man ihr aber verwehrt, nachdem ihr Bruder Dieter (Wolfgang Winkler) wegen „staatsfeindlicher Hetze“ verurteilt wurde und nun seine Strafe im Gefängnis absitzt. Zufällig lernt sie den zwanzig Jahre älteren Paul Deister (Alfred Müller) kennen und verliebt sich in ihn. Nach einiger Zeit bemerkt Maria, dass er der Richter war, der ihren Bruder verurteilt hatte. Da der Prozess unter Ausschluss der Öffentlichkeit geführt wurde, will sie nun die ganze Wahrheit erfahren. Schmerzlich muss Maria feststellen, dass Deister Gesetze und Menschen lediglich für seine Karriere benutzt. Als ihr Bruder nach seiner Haftentlassung von der Beziehung Marias zu Deister erfährt, schlägt er sie. Maria trennt sich von Deister, verlässt ihren Bruder und will nun ihren eigenen Weg gehen. Sie ist jetzt nicht mehr das Kaninchen, als welches sie sich zu Beginn des Films selbst bezeichnet.
(Redaktion: Jürgen Meier)
Der Eintritt ist frei!