Wenn es ein Ensemble gibt, dass man als Verkörperung des Free Jazz in der DDR sehen kann, dann ist das das Zentralquartett. Bei den 30. Eldenaer Jazz-Evenings spielte es vor allem auf mittelalterlichen deutschen Liedern beruhende Stücke.
Als „Ausgrabungen“ bezeichnete Günter „Baby“ Sommer die Suche nach typisch deutschen musikalischen Wurzeln für ihre Arbeit. Dicht unter der Oberfläche sei man da zunächst nur auf Märsche gestoßen. Doch dann fand man im Mittelalter Melodien wie „Es fiel ein Reif“ oder „Kommt Ihr Gspielen“.
Diese Ausgrabungen „Aus teutschen Landen“ machen schnell deutlich, wie Conny Bauer (tb), Ernst-Ludwig Petrowsky (sax, cl), Ulrich Gumpert (p), Günter „Baby” Sommer (dr) das Thema der Vergangenheitssuche musikalisch angehen: Ernsthaft (so wird in Es fiel ein Reif die Melodie immer mehr in den Strudel von Landsknechtstrommeln und Kriegsgelärm herabgezogen) aber auch mit viel Spaß und jeder Menge Augenzwinkern. Wie sonst könnte es sein, dass vor lauter ernst drein blickenden Free-Jazz-Freunden in der Klosterruine die vier plötzlich ganz traditionell daherspielen und „Careless Love“ als das präsentieren, was es ist, nämlich als Blues?
Ihr Auftritt bei der Jubiläumsausgabe der Jazz Evenings ließ – sehr zur Freude des Publikums – auch nach 30 Jahren keine Ermüdungserscheinungen erkennen. Und selbst ein Autounfall auf der Herfahrt hat sie letztlich nicht aus dem Konzept bringen können.