Das ist nur konsequent: William Shatner singt auf seinem aktuellen Album jede Menge Weltraumsongs zwischen "Major Tom" und "Lost In The Stars" mit Gastmusikern zwischen Lyle Lovett, Dave Davies und Richie Blackmore.
Singende Schauspieler? Eigentlich ein Kapitel, dass ich am liebsten ausblenden möchte. Man denke nur an Leonard Nimoy oder Kevin Kostner. Wobei – und das sollte letztlich den Ausschlag geben: Lee Marvins "Wand'ring Star" oder die Manfred-Krug-Alben mit Günter Fischer stehen neben einigen weiteren wirklich gelungenen Alben und Songs. Wozu auch William Shatners "Has Been" gehört, was er vor einiger Zeit mit Ben Folds aufgenommen hatte. Für den "normalen" Musikkonsumenten (vom normalen Trekkie ganz zu schweigen) war das schon zu künstlerisch anspruchsvoll. Wer aber mit offenen Ohren ranging, hatte mehr als seinen Spaß.
Aber jetzt: ein Coveralbum mit Rockklassikern aus dem Weltraum? Kann das nicht nur peinlich werden, wenn Captain Kirk jetzt zu "Major Tom" und dem "Rocket Man" mutiert und das gleich auf zwei CDs bzw. drei LPs ausweitet? Komischerweise funktioniert "Seeking Major Tom" aber trotzdem. Denn Shatner denkt gar nicht daran, jetzt eine Kopie der Klassiker zu präsentieren sondern bleibt so durchgeknallt und dennoch cool, wie man ihn zuletzt in "Boston Legal" gesehen hatte. Er erzählt mehr, als dass er singt. Er verknüpft die Lieder immer wieder mit den Betrachtungen von Major Tom, den er zu Beginn mit dem Song von Peter Schilling (reichlich unerwartet) als Akteur eingeführt hatte. Und ob er nun "Space Truckin", "Learnin To Fly" oder gar die "Bohemian Rhapsody" singt – es sind nicht nicht wilder optimistischen Hymnen, die man zu hören bekommt, sondern reichlich abgeklärte und desillusionierte Betrachtungen eines altgewordenen Weltraumhelden. Und dann folgen auch immer wieder Ausflüge in eine Art von Electro-Dance-Musik, die noch überraschender ist, wo man doch eigentlich eher Rockklänge erwarten würde. Aber "She Blinded Me With Science" wird gemeinsam mit Bootsy Collins eben zum Space-Funk umgedeutet.
Und insofern ist das Album ein durchaus hörenswertes Stück Musik nicht nur für Trekkies. Wer sich aber nicht vorstellen kann, das "Rocket Man" eigentlich zutiefst melancholisch ist, der sollte vorsichtig sein…