Jazz von Mingus und Coltrane trifft auf Fela Kutis Afrobeat, auf Soul und Blues. Das Sextett um Saxophonist und Bandleader Michael Blicher hat mit Afro-Fire ein Album vorgelegt, was gekonnt europäische und amerikanische Jazzspielweisen mit der Musik Westafrikas fusioniert.
 

Der Anfang ist noch leicht und locker – schon durch den Gesang von Patrick Kabre aus Burkina Faso ist „Fire“ eine Nummer, die man getrost auf jedem Weltmusikfestival spielen könnte: Faszinierende Rhythmen treiben die drei Bläser zu immer neuen Höhen an. Doch „Afro-Fire“ ist mehr als das, viel mehr. Hier geht es nicht um eine hippe Auseinandersetzung mit dem Afrobeat. Hier treffen die Musik Afrikas und der Jazz der 60er Jahre aufeinander und beweisen, wie hohl und belanglos heutzutage weite Kreise der improvisierten Musik geworden sind. Wenn Gustav Rasmussen (tb, g), Lars Greve (sax), Michael Blicher (sax), Johannes Buhl (keyb)und die aus Schlagzeug und Percussion bestehende Rhythmusgruppe loslegen, dann spielen sie voller Soul mit der Intensität von Ornette Coleman oder Charles Mingus. Mal fühlt man sich dabei in die Jazzclubs von New York in den späten 60ern versetzt, ein paar Chorusse weiter wähnt man sich in einem der Live-Schuppen, in denen Fela Kuti in den 70ern spielte. Und ab und an ist dann die nordeuropäische Melancholie zu spüren.

Jazz ist hier keine plakativ vor sich hergetragene „Hochkultur“, sondern lebendige, aufregende und auch tanzbare Musik. Ein von Anfang bis Ende überzeugendes Album! Tramp Record aus München hat hier mal wieder eine Neuerscheinung veröffentlicht, die selbst bei einem Jazzmuffel wie mir seit Wochen im Player geblieben ist. (Tramp Records)