“We’d always prefer madness over stupidity”, hat Heiko Lehmann einmal in einem Interview über die Band The Hazi Bros. geschrieben. Und so kann man auch das aktuelle Album "The Plum Harvest Was Bad Last Year" beschreiben: Eine Sammlung von Songs zwischen Blues, Folk und Chansons, die lieber völlig abgedreht sind, als dass sie den Geschmacksnerven der alltäglichen Radiohörer angepasst würden.
Schlechte Pflaumenernten sind normalerweise eher nicht die Themen für weltbewegende politische Songs. Aber wer macht sich schon gedanken darüber, welch Auswirkungen diese Missernte auf die Schnapsproduktion in Ländern wie Serbien haben könnte? Das vor mehr als sechs Jahren in Budapest und heute in Berlin beheimatete Trio The Hazi Bros. kümmert sich auf seinem aktuellen zweiten Album auch noch um andere zu Unrecht vergessene Themen und packt sie in Lieder, die teilweise so abgedreht sind, wie wir es seit "Jungle Blues" von C.W. Stoneking nicht mehr gehört haben.
Musikalisch spielt sich dieses Album allerdings weniger im Blues und mehr in den Bereichen Folk, Chanson oder osteuropäischer Folklore ab. Bis auf Bob Dylans "One More Cup of Coffee" und Gary Davis' "Baby Let Me Follow You Home" wurden sämtliche Lieder der Platte von den drei Bandmitgliedern Heiko Lehmann, Hardy Reich und Ben Lehmann verfasst. Bei den Texten bedienten sie sich allerdings auch bei anderen. Und auch dabei geht es konsequent an den Hörgewohnheiten des Popmusikkonsumenten vorbei. Wer käme schon auf die Idee, Frank Wedekinds "Ode an den Jüngling" in Töne zu setzen? Konsequent antisexistischen Folk könnte man das politisch korrekt nennen. Oder auch altmodisch eine Warnung vor den Gefahren der Frauen…
Besonders gefallen haben mir Lieder wie der "Hazi Bros. Blues" (über die schlimme Frage, wer denn eigentlich die Band so besoffen gemacht hat) oder "The Spirit of a Perfect Hobo Life". Aber auch die ans absurde grenzende Untersuchung der chemischen Grundlagen des Verliebtseins ("The Chemical Song") ist ein Lied, was man immer wieder hören kann.