Als Robert Randolph 2013 eine „Supergroup“ der Sacred Steel Szene zusammenbrachte, war das resultierende Album nicht komplett überzeugend. Denn bei einigen der Pop- oder Bluescover konnte sich die einzigartige Kraft dieser eigentlich geistlichen Musik nicht voll entfalten. „Behind The 4 Walls“ der Campbell Brothers ist dagegen von vorn bis hinten ein christliches Album geblieben. Und das ist auch gut so.
Ihr Weg, Gott zu preisen, sei es, die Musik aus der Kirche heraus zu den Menschen zu bringen, meinen die Campbell Brothers. Ob sie nun als Mitglieder der „Slide Brothers“ bei Jay Leno auftreten oder aber bei Konzerten schon mal Titel von Jimi Hendrix durch ihre ganz eigenen Traditionen Respekt zollen: Diese Band nimmt es ernst, überall als christliche Band wahrgenommen zu werden. Ein Album von ihnen ist damit von Anfang an nicht von dem kirchlichen Kontext oder besser: vom Glauben der Musiker zu trennen. Und so beginnt „Behind The 4 Walls“ auch mit dem scheinbar plakativen: „Hell No!, Heaven Yes!“. Doch der Song ist keine Kampfeshymne sondern eine persönliche Besinnung auf das, worauf es im Leben ankommt, nämlich das Ende im Blick zu haben und damit auch die Verantwortung für das eigene Tun und Glauben.
In Zeiten der political correctness sind Glaubensbekenntnisse gerade von frömmeren Menschen immer schnell oder besser: vorschnell unter dem Verdacht des Fundamentalismus. Und die Gemeinden, in denen die einzigartige Tradition der Sacred Steel Music entstanden ist, diese Fusion von Steelgitarren, Bluesakkorden, dem Drive von Soul und Funk und der Frömmigkeit des Gospel, sind als Pfingstler sehr schnell in der Schusslinie.
Warum die Gemeinden von „House of God“ eigentlich dagegen sind, dass ihre Musik außerhalb der Gottesdienste gespielt wird und somit auch Menschen ergreifen kann, die dem Glauben generell oder in der speziellen Form skeptisch gegenüberstehen, bleibt für mich eine offene Frage. Doch spätestens seit Robert Randolphs großen Erfolgen ist die Tradition in alle Welt gewandert. Mittlerweile gibt es Sacred Steel Bands selbst in den Niederlanden und Finnland. Und das meist außerhalb der vier Kirchenmauern.
Wenn man Songs wie „It‘s Allright Now“ oder „Believe I‘ll Run On“ hört, dann sind solche Fragen eh nebensächlich. Denn hier sind Lieder zu hören, die neben den geistlichen Texten Blues und Bluesrock mit einer derartigen Energie und Spielfreude zelebrieren, die selten geworden ist. Die Gitarren kreischen, jubilieren, singen wie bei Buddy Guy oder Jimi Hendrix – und sie plappern keine hohle technische Meisterschaft sondern sind Teil der gesamten Botschaft des Albums. Und das ist eine der Freude und Kraft, die man als Mensch im Glauben finden kann. Kirchenmusik die rockt, die groovt, zu der man tanzen muss – was kann es eigentlich Schöneres geben?