Sie kennen die Bluesgeschichte von hinten nach vorn. Doch zum Glück beschränken sich The Blues Overdrive aus Dänemark nicht darauf, nur eine weitere Band zu sein, die die Sounds und Klischees der Vergangenheit reproduzieren. Auf ihrem zweiten Album Clinch treffen daher die Klänge des klassischen Chicagoblues auf die Grooves des Missippideltas und die europäische Gegenwart.
Wie schafft man es eigentlich, jemanden wie Duke Robillard zu überzeugen auf dem eigenen Album mitzuspielen? Und vor allem: Wie schafft man das als noch ziemlich junge europäische Band? Man muss musikalisch auf jeden Fall so spannend sein, dass das Interesse eines solch legendären Musikers geweckt wird. The Blues Overdrive hatten 2012 mit ihrem selbstbetitelten Debüt schon klar gemacht, dass man mit ihnen rechnen sollte. Doch 2015 ist ihnen mit Clinch ein derartiger Schritt in der Entwicklung geglückt, dass man aus dem Staunen kaum noch rauskommt.
Die Musik groovt relaxt dahin, die Gitarren von Martin Olsen und Andreas Andersen wechseln zwischen rauher Intensität und zurückgenommener Eleganz hin und her. Und ob Olsen von der Tochter des Teufels, von Eifersucht, dem einsamen Leben ohne die Geliebte singt oder davon, wie wichtig es sein kann, ab und zu die mitgeschleppten Lasten des Lebens abzulegen: Das kommt mit einer Intensität und Verletzlichkeit daher, kommt ohne aufgesetzte Mätzchen auf, dass man eigentlich einen in Jahrzehnten gewachsenen Showprofi hier vermuten könnte. Doch wenn man das Quartett auf der Bühne erlebt, dann sieht man vier noch immer sehr junge Männer, die einfach verdammt viel Spaß dran haben, den Blues zu spielen. Und das ist großartig.
Clinch ist ein tolles Album, das in seiner Art auch Leuten gefallen könnte, die mit Blues sonst gar nichts am Hut haben. Weil man hier einfach gute Songs von einer großartigen Band hören kann.