WP-Rezension-Musik

Bluesrock mit Anspielungen auf William Faulkner, Buddha, Jesus? Eine sehr seltene Sache ist das schon. Und doch sind es schon die ersten Takte dieses 1996 erschienen Albums, die einen unwillkürlich gefangen nehmen. Da ist nicht solistische Meisterschaft auf der Gitarre, die hier zelebriert wird. Sondern es sind die Songs mit ihren Geschichten zwischen Drogen, Prostitution und Religion.

Ein Rhythmus, der oft mehr von Percussion als vom harten Schlagzeug getragen wird, ein dezentes Piano, akustische und Slide-Gitarren – und dazu die knarzige und seltsam verruchte Stimme von Charlie Terrell, die eine hypnotische Präsenz ausstrahlt.

Um zu ihm und seiner Band nähere Angaben zu finden, muss man schon ganz schön weit in die Abgründe des Internet eintauchen. Terrell, geboren 1961 in Birmingham/Alabama, wollte eigentlich Architekt oder Künstler werden. Stattdessen wurde er schließlich Musiker. Und mit diversen Zwischenstationen begann er ab den späten 80er Jahren auch, Platten zu veröffentlichen. Und nach diversen Fehlschlägen landete er beim rennomierten Blueslabel Pointblank, das zeitweise auch Johnny Winter und andere Superstars unter Vertrag hatte. Dort kam 1995 „Angry Southern Gentleman“ heraus, was zu weltweiten Touren unter anderem mit Joan Osborne oder G Love führte. Doch mit dem Nachfolgealbum „Beautiful Side Of Madness“ ließ sich der Erfolg nicht wirklich weiter anfachen.

An den Songs kann das nicht liegen. Das sind treibende und clevere Bluesrocker – und mit dem Titelsong (ein Duett mit Joan Osborne) findet sich sogar eine radiotaugliche Ballade. Doch eigentlich taugt so eine harte und ehrliche, irgendwie hingerotzt klingende Scheibe nicht für den Mainstream. Dafür umso besser für den verrauchten Bluesclub oder den Bikertreff. Oder vielleicht noch für die Ausbildung von Theologen… Denn denen kann ein Blick auf die schöne Seite der Verrücktheit des Lebens und Leidens nicht schaden, wenn sie nicht als intellektuelle und nichtssagende Langweiler verenden wollen.