Die Bedeutung von Sunnyboy Williamson I wurde lange dadurch überdeckt, dass ein zweiter Musiker einfach den Namen für sich übernahm (und lange auch behauptete, er sei der erste Sonny Boy). Bill Wyman bezeichnet ihn nicht ohne Grund als einen Meister der Desinformation. Denn wenn er über sein Leben erzählte, dann waren die Fakten jedes mal anders.

So ist bis heute nicht klar, ob er Aleck/Alex „Rise“ Miller nun am 5. Dezember 1899 (wie er selbst behauptete) oder am 11. März 1908 (wie auf seinem Grabstein steht) geboren wurde. Nach Forschungen von David Evans soll er sogar erst um das Jahr 1912 geboren sein.

Ursprünglich lebte und arbeitete er bei seinem Stiefvater auf den Baumwollfeldern in Mississippi. Doch um das Jahr 1930 herum begann er gemeinsam mit Big Joe Williams, Elmore James und Robert Lockwood durch die Gegend zu reisen. In der Zeit erarbeitete er sich auch seine Showtricks, die er Zeit seines Lebens pflegte. So steckte er etwa ein die Harmonika in den Mund uns spielte völlig ohne Hände.

Eine Zeilang lebte er gemeinsam mit Howlin‘ Wolfs Schwester Mary Burnett in Arkansas und brachte dem Schwager bei, die Harp zu spielen. 1941 wurde er vom Sender KFFA in Helena angeheuert, regelmäßig in einer Radiosendung zu spielen.

Die King Biscuit Time, bei er er bis 1948 ohne Unterbrechung und auch später immer wieder sporadisch auf Sendung ging, wurde von einer Mehlfabrik gesponsort. Für die 15minütige Sendung gab es zwar kaum Geld, doch konnte er neben der Werbung für King Biscuit Mehl auch seine eigenen Auftritte bewerben. Und das führte zu höheren Bezahlungen durch die Clubs. In dieser Zeit wurde Miller als Sonny Boy Williamson gebucht, um vom Ruhm des in Chicago erfolgreichen John Lee Williamson zu profitieren. Lockwood und die anderen Mitglieder der Sessionband wurden als die King Biscuit Boys bekannt. Und sein Gesicht erschien auch als Werbeträger auf Mehltüten.

Erstmals ging Williamson 1951 in ein Plattenstudio für Trumpet Records in Jackson, Mississippi. Als Trumpet 1955 pleite ging wurde sein Vertrag an Chess in Chicago weiterverkauft. Dort hatte er ab 1953 Fans gefunden, als er als Begleiter von Elmore James in der Stadt war. Er spielte die Harp auch bei dessen legendärer Einspielung von „Dust My Broom“. Beim Unterlabel Checker nahm er bis 1964 rund 70 Lieder unter eigenem Namen auf und hatte seine größten Erfolge.

In den 60er Jahren wurde er durch etliche Tourneen (nicht nur mit dem American Folk Blues Festival) in Europa zum Star. Unter anderem ließ er sich von den Animals und den Yardbirds begleiten. Am liebsten wäre er für immer in Europa geblieben. Doch schließlich kehrte er doch wieder in die USA zurück, als sein Visum auslief. Dort nahm er seine Tätigkeit für die King Biscuit Time wieder auf und trat auch in der Umgebung von Helena auf. Als er am 25. Mai 1965 nicht zur Sendezeit um 12.15 Uhr auftauchte, fand man ihn tot im Bett, im Schlaf gestorben an einem Herzinfarkt.