In der Geschichte des Jazz stößt man auf den Namen des Schlagzeugers Roy Porter hauptsächlich im Zusammenhang mit Charlie Parker, mit dem er 1946 für einige Sessions ins Studio ging. Tramp Records hat für seine neueste Veröffentlichung der Reihe „The Story of“ Veröffentlichungen von Roy Porter Sound Machine von Anfang der 70er Jahre herausgesucht. Und die sind statt im Bebop im Bereich des Funkjazz zu verorten.
Für Jazzkritiker ist der ganze Komplex des Funkjazz, Jazz-Rock oder Fusion-Jazz der 70er Jahre eigentlich eine von Anfang an gescheiterte Fehlentwicklung gewesen. Verkopfte Alben wie „Bitches Brew“ oder auch die ersten Alben des Mahavishnu Orchestra lassen sie noch gelten. Und auch Weather Report kommen noch gnädig davon, weil sie es gegen sämtliche Meinungsmacher geschafft haben, Jazzalben auch in die Popcharts zu bringen. Aber eigentlich ist für jemanden, der Jazz als eine ernstzunehmende Kunstform betrachtet eine solche Anbiederung an den Markt und die Hörgewohnheiten der Massen ein nicht zu verzeihender Sündenfall. Und so ist eine Menge an Veröffentlichungen schon kurze Zeit später wieder in der Versenkung verschwunden und wird erst wieder seit der Begeisterung der DJs des Acid Jazz und ähnlicher Freaks wieder entdeckt und zum Kult erhoben worden. Auch die Roy Porter Sound Machine, mit der der Schlagzeuger bis zu seinem vorläufigen Abschied aus der Musikszene 1978 aktiv war, findet sich im Internet heute nur auf Seiten von Fans der groovigen Jazz- und Funkklänge.
Und genau die haben an Songs und Kompositionen wie dem unwahrscheinlich dahingroovenden „Panama“ oder dem Titelsong des ersten Albums der Band „Jessica“ ihren Spaß: Hier machte dér ursprünglich vom Swing-Schlagzeug von Chick Webb beeindruckte und später beim Bebop gelandete Drummer einen eingängigen und tanzbaren Jazz, der ganz dem kalifornischen Lebensgefühl der frühen 70er Jahre entsprach. Funk ist hier nicht in der Härte eines James Brown zu hören sondern stömt leicht dahin. Latingrooves fließen wie selbstverständlich mit hinein. Hier ist zu merken, dass die Roy Porter Sound Machine ihre Auftrittsmöglichkeiten damals eher in Nachtclubs und bei privaten Tanzveranstaltungen als in angesagten Jazzclubs fanden. Und da musste man eben flexibel sein und all das spielen, was gerade gewünscht war. So finden sich bei den Songs Ausflüge in Rock und klassischen Rhythm & Blues ebenso wie Anklänge an Bands wie Earth Wind & Fire oder Blood Sweat & Tears. Wobei hier niemals einfach nur kopiert wurde sondern aus den Anregungen ein eigener Sound entstand, der auch heute noch nichts von seinem Reiz verloren hat.
Die Lieder auf dem Album stammen von den beiden Alben „Jessica“ und „Inner Feelings“ und dem nur als Single veröffentlichten „Panama“. Wie man es von der „Story of“-Reihe von Tramp mittlerweile gewöhnt ist, kommt die Veröffentlichung mit einem liebevoll gestalteten Booklet mit einer umfasenden Biografie des Musikers auf den Markt. Und ebenso natürlich ist es, dass es davon auch eine limitierte Auflage auf Vinyl gibt.
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