Wie kann man sich filmisch erzählend einer Figur wie Adolf Eichann annähern? Robert Young orientiert sich in seinem Film an den Verhören, die der junge Polizeioffizier Avner Less mit dem Organisatoren des Judenmords geführt hat.
Die Bösartigkeit des Bürokraten – um nicht Hannah Ahrends Diktum von der „Banalität des Bösen“ zu zitieren – ergibt keinen spannenden Film. Und sie führt auch nicht dazu, dass man das Wesen des nationalsozialistischen Massenmordens wirklich verstehen kann. Dies ist ein Fazit, was man aus Youngs mehr bemüht als wirklich gelungenem Film ziehen kann.
Auch wenn der in Hollywood auf böse Deutsche abbonierte Thomas Kretzschmann Eichmann wirklich lebendig werden lässt – die Anlage des Streifens ist leider ein Beispiel dafür, wie man es nicht machen sollte. Denn nur schlaglichtweise wird die ganze Schrecken der Shoah deutlich – und wenn man nicht schon halbwegs über die Fakten und Abläufe informiert ist, dann wird man aus den Verhören zwischen ihm und dem Polizeioffizier, dessen Vaters Deportation aus Theresienstadt nach Auschwitz persönlich von Eichmann unterzeichnet wurde, nicht viel schlauer. Die Verhöre zielten damals ja darauf ab, Eichmanns persönliche Verantwortung für Morde nachzuweisen. Und dies ist bei der ständigen Berufung auf Befehle des Führers so gut wie unmöglich. Letztlich gelingt es nur, ihm bewußte Verstöße gegen den Stop der Deportationen durch Himmler nachzuweisen.
In einem ernsthaften Film wirken manche Stellen schlicht ärgerlich. Etwa die Sexszene mit einer mordgeilen ungarischen Adligen. Die Zahlen, die Eichmann hier hervorstößt beim Geschlechtsakt, sind für den im Film angegebenen Zeitpunkt noch dazu schlicht falsch (ebenso falsch wie die Jahreszahl von Eichmanns Einsatz in Ungarn überhaupt). Solche Szenen machen „Eichmann“ nicht wirklich hollywoodtauglicher – und ziehen den eigentlich gut gemeinten Film in den Bereich einer Freakshow herab. Schade!