Das Wechselspiel von Politik und Lobbyismus steht im Zentrum der Greifswalder Koeppentage vom 17. bis 27. Juni. Einer der Höhepunkte dürfte das Gespäch von Bundestagspräsident Norbert Lammert und Günter Grass über das Spannungsverhältnis von Interessen und Demokratie im Pommerschen Landesmuseum sein.
Als 1953 Wolfgang Koeppens Roman „Das Treibhaus“ erschien, löste das Werk über das politische Klima in der Adenauerzeit Furore aus. Auch heute noch scheitern Politiker mit ihren Idealen immer wieder an der Macht der Verhältnisse. Entstehung, Publikation und Wirkung des Romans zeigt das Greifswalder Koeppenhaus jetzt in einer Ausstellung im „Münchner Zimmer“. Bis zum 27. Juni sind aber nicht nur literarische Untersuchungen zum Werk Koeppens sondern vor allem auch Debatten über den Lobbyismus und die Möglichkeiten politischer Gestaltung in der Hansestadt zu erleben.
Die Akteure in den Lobby-Organisationen und Hauptstadtrepräsentanzen haben sich von einer Stillen Macht längst zur Fünften Gewalt entwickelt, konstatieren Thomas Leif und Rudolf Speth in ihrem Buch „Die fünfte Gewalt. Lobbyismus in Deutschland“. Noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik hatten Lobbyisten heute so viel Einfluß, noch nie haben sie ihre Interessen so offensiv in den politischen Prozeß eingebracht. Am 18. Juni diskutiert Thomas Leif (Vorsitzender von netzwerk recherche) im Koeppenhaus unter anderem mit Robert Ardelt (APCO Worldwide), Volker Heck (RWE), Jens Rocksien (Hochtief) und (Vizepräsidentin des Bundestages, DIE LINKE) und Sven Giegold (MdEP, DIE GRÜNEN und Attac).
Bundestagspräsident Norbert Lammert wird am gleichen Tag im Pommerschen Landesmuseum in einer Diskussion mit Günter Grass zu erleben sein. Grass bewegt sich in seinem aktuellen Roman Grimms Wörter nicht nur in der Vergangenheit der deutschen Sprache und dem Leben der Brüder Grimm sondern schlägt immer auch auch den Bogen in die eigene Zeit. Da ist eine Debatte mit Lammert über das Spannungsverhältnis von Interessen und Demokratie eine wichtige Ergänzung der Lektüre.