Mit einem neuen Soloalbum von Phil Collins hatte kaum noch jemand gerechnet. Denn der Sänger und Schlagzeuger ist gesundheitlich kaum noch dazu in der Lage. Und irgendwie war die Zeit für seine bombastischen Popsongs abgelaufen. Doch "Going Back" ist selbst für Collins-Hasser eine angenehme Überraschung.
Die Häme in den Interviews ist fast unerträglich: Phil Collins abzuwatschen ist zur Zeit mal wieder en vogue. Zu oft hatte er mit seinen immens erfolgreichen Songs die Kritiker genervt. Ich will aber dazu keinen Beitrag leisten. Denn es gab eine Zeit, wo ich Collins wirklich gern gehört habe. Das war zu der Zeit, als er mit einer Coverversion die Hitparaden dominierte: "You Can't Hurry Love" gehört zu meiner Radioerinnerung der Schulzeit einfach dazu. Und auch das fast zeitgleich rausgekommene "Mama" mit Genesis war großartig. Und danach konnte ich ihn fast immer ignorieren.
"Going Back" ist ein schön und mit viel Spaß eingespieltes Album. Und es bringt keine Collins-Lieder sondern Klassiker von Motown, die mit viel Liebe zum historischen Original eingespielt wurden. Collins betont in Interviews ja immer, dass er nie der wilde Rocker war. Also ist ein Ausflug in die Archive der Detroiter Musikschmiede ihm als Alterswerk wesentlich angemessener. Die Beteiligung der überlebenden Funk Brothers hat der Platte hörbar gut getan. Selbst ein fast sakrosankter Klassiker wie "Papa was a Rolling Stone" erhält so seinen angemessen hypnotischen Groove (und bleibt wie auch schon das Orignal einer der untanzbarsten Funksongs….)
Selten habe ich mich bei Phil Collins so gut unterhalten gefühlt: Schade nur, dass ich die Konzerte in New York nicht miterleben konnte, wo er diese Klassiker live darbot. Natürlich sind manche der Lieder ("Blame It On The Sun") unerträglich schmalzig und klingen verdammt nach Collins zu schlimmen Zeiten. Doch insgesamt bilden die 18 Titel eines der besten Soulpopalben der letzten Monate.