Nach 25 Jahren in der Bluesszene sind Pass Over Blues eigentlich längst kein Geheimtipp mehr. Doch mit ihren ganz persönlichen oder auch konkret politischen Songs sind die vier Musiker aus Potsdam, Rostock und Grimmen in Deutschland eine einfach unvergleichlich einzigartige Band, die so gar nicht ins Raster des lauten Bluesrock hierzulande passen.

Eigentlich sind alle Dinge schon längst gesagt. Doch manche sind so wichtig, dass man sie immer wiederholen muss. So geht das neue Album von Pass Over Blues los. Der Rhythmus knallt zu der knarzigen Stimme los wie frisch aus der Band von Bo Diddley geklaut, die gerade einen Worksong spielt. Die Geschichte vom Leben, die hier erzählt wird, könnte auch von mir sein, nur dass ich für eigene Erfahrungen nie solche Worte und Melodien finden könnte. Da wird auf dem Album vom Aufwachsen auf dem Land erzählt, von den Jahren in der DDR, der man nun wirklich keine Träne mehr hinterherweinen kann, von unerwiderbarer Liebe. Genau in diesen persönlichen Momenten entwickelt diese Band für mich eine Magie, wie ich sie bei deutschen Bands höchstens noch bei Engerling in den späten 80er/frühen 90er Jahren finden konnte. 

Musikalisch ist das meist feiner lyrischer Blues, zuweilen auch ein wenig Folk oder Country, der wie in den letzten Jahren immer getragen wird von der rauhen Stimme von Harro Hübner und seiner prägnanten Harp, von den Gitarren von Roland Beeg und Hübner und natürlich von der Rhythmusgruppe Lutz Mohri und Michiel Demeyere. Hinzu kommt wie schon auf dem letzten Album eine tolle Orgel. Und heraus kommt ein Bluessound, der nur beim flüchtigen Hören unspektakulär klingen mag. Wer genau hinhört, stellt fest: Hier sind wirkliche Meister zu erleben, die verstanden haben, wie Blues wirklich funktioniert, nämlich über die direkte Ansprache des Hörers, der durch die Musiker sein eigenes Leben neu betrachten und bewältigen kann. Einfach nur großartig!