Ollan Christopher Bell (aka Chris James)Heute singt er hauptsächlich in Argentinien oder in Asien, wenn er nicht gerade als Bandchef mit seiner Frau Zakiya Hooker auf Tour ist. Doch die musikalische Karriere von Ollan Bell alias Chris James geht zurück bis in die 60er Jahre.

Anfangs nahm man den älteren Herrn, der mit Hut auf einem Stuhl saß und die Bassgitarre spielte, nicht als jemanden Besonderes wahr. Doch schon bald nach dem Beginn des Konzertes von Zakiya Hooker sollte sich das ändern. Nämlich dann, als er plötzlich mit einer Stimme zu singen begann, die das Publikum spontan an Curtis Mayfield oder Marvin Gaye (je nachdem) erinnerte. Ob er eine funkige Fassung von Johnny Guitar Watsons "Tata" sang oder später eine schmachtende Liebesballade – jedem war sofort klar, dass hier ein Soulsänger der ganz alten Schule auf der Bühne stand. Auch wenn in Eutin wohl kaum jemand schon vorher von Chris James gehört hatte.

Im Musikgeschäft der ehemalige Arbeiter bei General Motors schon seit Beginn der 60er Jahre. 1967 gründete er The Natural Four. Das Souquartett hatte zunächst in Oakland und San Francisco regionale Erfolge und unterzeichnete beim Label Boola Boola. Dort erschienen 1969 ihre ersten Singles, für die ABC einen landesweiten Vertrieb übernahm. "I Thought you were mine" erreichte schließlich auf Platz 31 der R&B-Charts gelangte. Doch letztlich blieb das der einzige zählbare Erfolg. Und so verlängerte ABC den Vertrag nach vier Singles und einem Album nicht weiter. 1971 waren The Natural Four bei Chess in Chicago unter Vertrag. Doch auch dort kam es nur zu einer Single (unter anderem mit dem Song "The Devil Made Me Do It"). Dann brach die Truppe auseinander und Chris James suchte sich drei neue Mitstreiter für eine zweite Version der Band.

Bei Curtis Mayfields Label Curtom Records erschienen bis 1976 weitere Alben und Singles. Mit "Can This Be Real" kamen sie 1973 bis auf Platz zehn in den R&B-Hitparaden und erreichten sogar die Top 40 der Pop-Charts. Allerdings begingen sie für die Nachfolgesingle einen entscheidenden Fehler: "Love That Really Counts" hatte die gleiche Melodie und nur einen neuen Text. Entsprechend floppte die Single gewaltig. Letztlich war das der entscheidende Grund, dass die Band trotz ihrer musikalischen Qualitäten niemals einen richtigen Durchbruch hatte: Es fehlte einfach an guten Songs für das Quartett. Sie selbst hatten damals keine wirklich guten Songschreiber in ihren Reihen und waren deshalb auf das Material angewiesen, was Produzenten und Label ihnen zur Verfügung stellten.

In den 70ern war James dann als Sänger unter anderem mit Mayfield und Bands wie Earth Wind & Fire oder Kool & The Gang auf den Bühnen unterwegs. Außerdem begann er eine Karriere als Songwriter und Produzent. Mittlerweile stehen über 200 Songs in seinen Büchern.

1987 heiratet er Zakiya, die jüngste Tochter von John Lee Hooker und begann damit, ihre ersten Aufnahmen zu produzieren. Zudem managte er das zu Hookers Plattenfirma Boogie With The Hook gehörende Studio. In dieser Funktion wirkte James seit den 90ern auch an den letzten Plattenaufnahmen von John Lee Hooker mit.

Mittlerweile ist er als Ollan Christopher Bell vor allem in Argentinien und dem Rest von Südamerika als Sänger erfolgreich. So ist es nicht verwunderlich, dass er einen großen Teil der Zeit inzwischen in Buenos Aires wohnt und arbeitet. Mit seinem 2010 erschienenen Album "Tenderly" stellte er unter Beweis, dass er nicht nur sanften oder funkigen Soul singen kann, sondern mittlerweile auch als Jazzsänger eine eigene Stimme gefunden hat. Daneben arbeitet er mit Zakiya weiterhin für Boogie With The Hook und in der John Lee Hooker Foundation. Diese fördert vor allem in Kalifornien Bildungsprojekte für unterprivilegierte Kinder und bemüht sich (unter anderem gemeinsam mit dem Blues At School-Programm), diesen außerdem die Geschichte des Blues nahe zu bringen.