Während aktuell im Lande der Reigen verschiedener Musikfestivals von Punkmusik (ForceAttack) über die Zappanale (dem Rock-Avantgard Künstler Frank Zappa gewidmet) bis hin zu den über 100 Konzerten umfassenden Musikfestspielen Mecklenburg/Vorpommern ein buntes Bild vermittelt, erscheint die Frage, wie es früher einmal war, erst recht interessant.
Um sich ein Bild vom Umfang der Mecklenburgischen Musikfeste (siehe Folge 8) machen zu können, sei erwähnt, dass sich bald eine Reihenfolge von erstem, zweitem und Künstler-Konzert herauskristallisierte.
Letzteres wurde inhaltlich zumeist durch die künstlerischen Intentionen der oft von weither angereisten und herausragend geltenden Interpreten bestimmt. So bot sich dort ein entsprechende Spanne von Liedern, Arien und Konzertstücken unterschiedlichster Komponisten.
Die späteren Musikfeste erweiterten ihren Umfang noch erheblich – das letzte ging von 25.5. – 1.6. 1922 und bot gleichfalls reichlich Möglichkeit zum Amüsement. Dramenaufführungen standen neben Mai- undStrandfesten genauso auf dem Programm wie Militärkapellenaufmärsche und Fußballspiele. Schaut man genauer hin, erscheinen diese Ergänzungen im Vergleich zum eigentlichen Anlass, nämlich der Aufführung von Musik, als zu gewichtig. Vielleicht waren sie aber von den Veranstaltern für nötig erachtet worden, um das immense zeitliche Pensum der Konzerte auszubalancieren. Als Beispiel dafür möge das Programm des 3. Konzertes vom 29.05.1922 dienen:
- Vorspiel zu der Oper „[[Die Meistersinger von Nürnberg]]“ von [[Richard Wagner]],
- die „[[Alpensinfonie]]“ op. 64 von [[Richard Strauss]],
- mehrere Lieder verschiedener Komponisten und zum Abschluss gar noch
- das „Te deum“ von [[Anton Bruckner]].
- Insgesamt ergo über 3 1/2 Stunden Musik!
Eine Zeitung sprach dann auch vom erschöpften Publikum, das sichtlich Ermüdung zeigte. („… das Programm … war … zu lang geraten“ Rostocker Anzeiger 1922) Apropos Zeitungen: mögen die Rezensionen auch zu euphorisch geraten sein, so erschienen im Zusammenhang mit dem Musikfest ausführliche Berichte über die Konzerte und Bälle – sogar Werkeinführungen waren vorab gedruckt worden.
Überhaupt schien durch Art und Umfang der Veranstaltungen ein breites Bevölkerungsspektrum beteiligt gewesen zu sein, wenn auch der Besuch der Konzerte wohl hauptsächlich den oberen Schichten und echten Interessenten vorbehalten war.
Zur Aufführung gelangten vorwiegend deutsche Komponisten, wobei Georg Friedrich Händel, Ludwig van Beethoven und Richard Wagner ein exponierte Position zukam. Auch in der Presse wurden gerne nationale Aspekte betont, besonders in „Tagen beispielloser deutscher Not“ (1922) legte man Wert darauf, dass „die hinreißende Sprache deutscher Musik… neuer Ansporn zu deutscher Arbeit…“ (Mecklenburger Zeitung Schwerin) werde.
Glücklicherweise stehen heute wieder genügend andere Musikgrößen gleichberechtigt neben den alten deutschen Meistern. Womit wir wieder bei der Vielfalt der Live-Musik in Mecklenburg/Vorpommern unseres Eingangssatzes angelangt wären.{module MartinStein}