Texte von Catull, Horaz und anderen alten Römern als Inspiration für Blues im 21. Jahrhundert? Der italienische Gitarrist Mike Sponza hat auf seinem 2016 erschienenen Album „Ergo Sum“ gezeigt, dass das mehr als nur gut funktioniert. Begleitet wurde er bei den Aufnahmen unter anderem von Ian Siegal und Dana Gillespie.

Nein, dies ist kein Album für Lateiner, Pennäler und Hobbyphilosophen! Wenn Mike Sponza und Ian Siegal zu singen und spielen beginnen, dann zeichnen sie ein Bild der menschlichen Existenz, das schon seit 2000 Jahren von den gleichen Gefühlen, Begierden und Freuden gekennzeichnet ist. Die Welt, wie sie die alten Römer schilderten, ist heute zwar scheinbar eine andere. Doch Liebe, Hass, Gier, Angst vor dem Niedergang, soziale Ungleichheit sind heute noch immer bestimmend dafür, wie wir uns fühlen und verhalten. So ist „Ergo Sum“ textlich wirklich nicht von vorgestern.

Und musikalisch? Mike Sponza spielt mit seinen Kollegen einen Blues, der mal traditionell daherkommt, mal in den Jazz oder auch in rockige Gegenden treibt. Manchmal fühlt man sich in den bissigen Kommentaren der Songs und ihrer musikalischen Begleitung gar an Frank Zappa erinnert, der ebenso ironische Brechungen in seinen Songs verwendete.

„Ergo Sum“ ist ein faszinierender und gelungener Versuch, die Geschichte des Blues bis weit in die Vorzeit hinaus auszudehnen, um einer hundertjährigen Musik eine Zukunftsperspektive aufzuzeigen.