Buddy Guy sagte zu Mel Brown: Nur B.B. King, Du und ich sind noch übrig. Bei einem Konzert im kanadischen Kitchener überließ Guy dem Kollegen den Schluss des Konzertes. Und der Saal tobte. Am 20. März 2009 ist der Gitarrist Mel Brown im Alter von 69 Jahren in seiner kanadischen Wahlheimat verstorben.
In einem Interview hat Mel Brown einmal gesagt: „Ich mach mir nichts draus, größer zu erscheinen, als ich bin. Ich will nicht so reich werden, dass ich nicht mehr spielen kann. Ich will nicht so berühmt werden, dass ich nicht mehr in der Öffentlichkeit irgendwohin gehen könnte.“ In einer Zeit, wo gecastete „Superstars“ im Minutentakt geklont werden, ist eine solche Einstellung eine echte Rarität. Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass der Gitarrist, der in seinem Leben von John Lee Hooker und B.B. King bis hin zu Stevie Ray Vaughan oder Buddy Guy mit allen gespielt hat, die im Blues Rang und Namen haben, die letzten Jahre seines Lebens ziemlich zurückgezogen im kanadischen Örtchen Kitchener gelebt hat und dort mit seiner Band The Homewreckers eine wöchentliche Blues-Session in einem Club geleitet hat.
1988 war Mel Brown als Begleiter der texanischen Musikerin Angela Strehli nach Kitchener gekommen – und entschloss sich spontan zu bleiben. „Es war wie ein Ruf der Götter“, meinte er zu seinem Entschluss. Doch der Entschluss brachte für den bescheidenen Musiker eine neue Schwierigkeit: In der Kleinstadt wurde er plötzlich zum Star, den man überall kannte. Fans brachten ihre Zuneigung zum Ausdruck. Ein Privatleben wurde so schwierig für ihn. Doch in der Kleinstadt war er nun eine wichtige Persönlichkeit, deren Tod zur öffentlichen Angelegenheit mit ausführlichen Presseberichten wurde.
Geboren wurde Mel Brown am 7. Oktober 1939 in Jackson, Mississippi. Mit 14 Jahren erhielt er seine erste Gitarre, als er gerade mit einer Hirnhautentzündung im Bett lag. Die Zeit der Krankheit nutzte er , um die Musik von B.B. King oder T-Bone Walker zu studieren. 1955 ging er nach Los Angeles, um dort als Musiker sein Auskommen zu finden. Doch angesichts der Konkurrenz dort kehrte er zunächst wieder nach Mississippi zurück. Zwei Jahre blieb er noch, um sein Spiel zu verbessern. Und dann ging es zurück nach L.A.
Zwischen 1958 und 1967 spielte er zusammen mit Johnny Otis, Etta James, Sam Cooke, Johnny „Guitar“ Watson und anderen. Selbst T-Bone Walker, sein großes Vorbild, war beeindruckt und lud ihn zu seinen nächsten Plattenaufnahmen ein. Und das wiederum führte 1967 zu Chicken Fat, seinem erste eigenen Album, heute ein Klassiker bei den Fans der Bluesgitarre. Gemeinsam mit dem Gitarristen Herb Ellis zelebrierte er auf der Scheibe einen Mix aus Blues und Funk. Zahlreiche weitere Platten folgten, bis sich Brown 1971 der Band des Soul-Blues-Stars Bobby „Blue“ Bland anschloss. Hier blieb er mit kürzeren Unterbrechungen bis 1982. Und er begann in einer seiner Pausen von Bland damit, auch noch Klavier und Orgel zu lernen. 1983 wurde er Mitglied der Haus-Band in „Antone’s“, dem berühmten Bluesclub in Austin, Texas. Und in der Funktion spielte er in den nächsten Jahren mit Buddy Guy, Steivie Ray Vaughan, Clifton Chenier und anderen zusammen, die auf ihren Touren nach Texas kamen. 1986 lud Gitarrist Albert Collins Brown ein, seiner Band The Icebreakers beizutreten. Doch er blieb nur so lange, bis das Album „Cold Snap“ fertig war, dann ging er zurück zu Antone’s.
Und dann kam die Tour nach Kitchener. Dort nahm er weiterhin Platten unter eigenem Namen auf. Für „Neck Bones & Caviar“ erhielt er den W.C. Handy Award für das Comeback des Jahres. Am 3. April 2008 stand er in Kitchener wieder einmal gemeinsam mit Buddy Guy auf der Bühne. Guy überließ ihm die letzten Stücke des Konzerts. In dem Zusammenhang wird wohl auch das im Internet überlieferte Zitat Guys gefallen sein: Nur B.B. King, Du und ich sind noch übrig.
Am 20. März 2009 starb Mel Brown in Kitchener an einem Lungenemphysem. Anfang des Monats war er in die Klinik eingeliefert worden.