„Feel Me“ des österreichischen Sängerin Meena könnte man gut als eine „Fortsetzung“ ihres Debüts „Try Me“ mit anderen Mitteln bezeichnen. Mit anderen Mitteln meint: Statt einer Liste mit bekannten Gästen gibt es diesmal als Ergänzung der Band höchstens noch die „Hot Pants Road Club Horn Section“. Aber das reicht eigentlich auch vollkommen aus. Und Fortsetzung: Auch hier gibt es wieder eine Sammlung zwischen knackigem Bluesrock, Southern Soul und Gospelklängen. Und das auf einem sehr hohen Niveau.
Ein knarziges Rockriff, das Album geht mit gehörig Druck los. Und Meena singt einen dieser persönlichen Songs, die ganz leicht ins kitschige oder peinliche abgleiten könnten. Doch keine Gefahr: „Movin On“ ist (wie die anderen neun von Meena und ihrem Gitarristen Chris Fillmore geschriebenen Songs auf „Feel Me“) weit davon entfernt. Einerseits ist das Lied über das Suchen nach der Stärke zum Weitergehn in der Musik einfach auf den Punkt getroffen. Und Meena hat diese Stimme, die in der europäischen Szene ziemlich einzigartig dasteht: Kraftvoll und rockig, wenn es drauf ankommt, gefühlvoll und variabel. In Balladen wie dem ihrem verstorbenen Bruder gewidmeten „If I Meet You One More Time“ oder „My Empty Bed“ kommt dann noch eine nach außen getragene Verletzlichkeit hinzu, die einen glatt ins Herz treffen kann.
Die erste wirkliche Überraschung der Scheibe kommt gleich danach: „I Was Made For Loving You“. Genau, richtig gelesen: Es geht um die Schmonzette von KISS aus den 80er Jahren, die noch heute jede Dorfdisco zum Schunkeln bringt. Hier allerdings wird die Rockhymne mit Bläsern und einem wundervollen Groove glatt zum Soul-Ohrwurm, der wirklich Spaß macht. Gut, dass diese Auftragsarbeit (für wen, verrät Meena auf ihrer Homepage leider nicht) den Weg auf die Platte gefunden hat.
Bemerkenswert auch die zweite Coverversion des Albums, „Come To Mama“ von Etta James, von Meena mit genau der nötigen Spannung zwischen Verletzlichkeit und Stärke gesungen, wie es für so ein Lied braucht. Und wenn die Gitarren den Song zu sehr in Richtung Rocknummer zu drängen drohen, sorgen die Bläser dafür, dass der Soul bestimmend bleibt. Beim Titelsong „Feel Me“ kommt dann noch Country-Sentiment hinzu. Und Freunde des eher traditionelleren Blues dürften an „Lord Have Mercy“ oder dem gnadenlos dahergroovenden „Beg Like A Sinner“ ihre helle Freude haben. Insgesamt kann man „Feel Me“ bedenkenlos empfehlen.