Glauben, Sorgen und Vertrauen – Predigt über Matthäus 6,25-34 am 20. September 2009

Anmerkung: Dies ist lediglich das gekürzte Konzept meiner Predigt. Da ich spontan einen großen Teil frei gesprochen habe, fehlen ganze Abschnitte hier im Text…

Matthäus 06,25-34

Darum sage ich euch: Sorgt euch nicht um euer Leben, was ihr essen und trinken werdet; auch nicht um euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr als die Nahrung und der Leib mehr als die Kleidung?

Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?

Wer ist unter euch, der seines Lebens Länge eine Spanne zusetzen könnte, wie sehr er sich darum auch sorgt? Und warum sorgt ihr euch um die Kleidung? Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen. Wenn nun Gott das Gras auf dem Feld so kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird: sollte er das nicht viel mehr für euch tun, ihr Kleingläubigen?

Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: was werden wir essen? Was werden wir trinken? Womit werden wir uns kleiden? Nach dem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, dass ihr all dessen bedürft. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch das alles zufallen.

Darum sorgt nicht für morgen, denn der morgige Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, dass jeder Tag seine eigene Plage hat.

Können Sie einfach mal spaßeshalber eine sorgenvolle Miene machen? Oder eine Geste, die ausdrückt, wie es einem geht, der sorgenvoll ist.

Sie wissen, was die Kunst von Schachspielern ist? Sie grübeln darüber nach, was passieren kann – wenn ich das mache, welche Möglichkeiten hat der Gegner, was ist dann wenn der anders reagiert, als ich gedacht habe, dann kann ich dies und das tun?
Menschen, die sorgenvoll sind, tun das ständig. Sie grübeln, was passieren kann, und was man dann noch tun kann, wenn dies und das und jenes doch passiert, auch das unwahrscheinlichste. Das kann noch 8 Spielzüge entfernt sein, so weit wie die Pubertät von der letzten Windel, aber – was wird nur werden. Ich kenne das – ich bin selbst einer, der immer wieder halbe Nächte grübelt, was werden soll.

Falscher Stolz! Meinte mein Psychologe mal dazu – du glaubst, du kannst dein Leben so vorausplanen wie eine Schachpartie? Wer bist du eigentlich? Nimmst du dir da nicht viel zu viel vor? Vergiss es einfach! Das Eigentliche kannst du gar nicht planen, weil es einfach nicht nur von dir abhängt.

Sorgenvoll zu sein ist ein Teufelskreis der Ängste und Sorgen, die meine Konzentration und Ruhe raubt. Stell dir vor, dass du sehr traurig oder besorgt bist… So in der Situation gefangen, dass schwer zu sehen ist, wie sie sich ändern könnte. Je mehr du unternimmst, damit es dir besser geht, desto mehr wächst das Gefühl in dir, dass es dir schlecht geht. Du kannst dir selbst vorwerfen, dass du niedergeschlagen bist, und du kannst mit Hilfe deiner Vernunft dafür argumentieren, was du tun müsstest. Aber es hilft nichts.

Sorget nicht meint Jesus zu den Zuhörern bei der Bergpredigt. Sorgt nicht – verlasst Euch statt dessen darauf, dass Gott sich um Euch kümmert.

"Sorget nicht […] – das ist nicht begreifen als Lebensweisheit, als Gesetz. Es ist allein zu begreifen als das Evangelium von Jesus Christus. Nur der Nachfolgende, der Jesus erkannt hat, empfängt aus diesem Wort die Zusage der Liebe des Vaters Jesu Christi und die Freiheit von allen Dingen. Nicht die Sorge macht den Jünger sorglos, sondern der Glaube an Jesus Christus. Nun weiß er: Wir können gar nicht sorgen (Vers 27). Der nächste Tag, die nächste Stunde ist uns gänzlich entnommen. Es ist sinnlos, so zu tun, als könnten wir überhaupt sorgen. Wir können ja an den Zuständen der Welt nichts ändern. Gott allein kann sorgen, weil er die Welt regiert. Weil wir nicht sorgen können, weil wir so völlig ohnmächtig sind, darum sollen wir auch nicht sorgen. Wir maßen uns damit das Regiment Gottes an" (Dietrich Bonhoeffer, Nachfolge, DBW 4, 172).

Das meinte der Psychologe – auch wenn die Formulierung von Bonhoeffer stammt. Wer sich sorgt, der versucht Gottes Aufgaben zu übernehmen. Der übernimmt sich.

Das meint aber nicht: Lass einfach alles auf dich zukommen und kümmere dich um nichts. Das meint nicht: sei faul und ruh dich auf deinen Lorbeeren aus.

Liebe Seele, sei unbesorgt, ich habe ausgesorgt, das sagte der reiche Kornbauer zu sich selbst am letzten Abend seines Lebens. Scheunen voll und Herzen leer – ausgesorgt? Sorglosigkeit ist der Zustand der Dummheit und dumm redet die Sorglosigkeit auf andere ein: Don't worry, be happy – mach dir doch keine Sorgen, sei ganz unbesorgt.

Sondern es kommt darauf an, das rechte Maß zu finden: Was liegt eigentlich wirklich an im Moment? Was kann ich tun im moment – was muss ich gar tun – und was sollte ich erst mal weglassen, weil es im moment einfach nicht so wichtig ist?

Jesu Wort setzt uns auf eine andere Spur. Sie heißt "Reich Gottes" und "seine Gerechtigkeit". Damit macht er uns, Dir und mir auch ganz klar, dass gerade die Bergpredigt uns auf den Leib geschneidert ist. Denn das Trachten nach dem Reich Gottes ist nichts anderes als in der Nachfolge Christi leben und ihm dienen, Es ist höchste Aktivität, Arbeit, Mühe, Hingabe, auch Verzicht, Einsatz und Leid.

Sorget nicht heißt also alles andere, als sich zur Ruhe setzen und warten, bis der Wecker irgendwann einmal klingelt, falls wir die Zeit dort eingestellt haben. Aber was soll das – und da wird auch nichts. Es ist anders: Wir brauchen die Sorge nicht mehr Herr über uns sein zu lassen, von ihr beherrscht und getrieben. Sie ist ja lebensfeindlich und zerstört. Denn sie ist dem Glauben, dem Vertrauen entgegen. Und was nicht aus Glauben geschieht, hat keine Zukunft. Da können die Reklame – und Werbesprüche heißen wie sie wollen, es sind ja nur Sprüche, nicht mehr. Und doch, oder ist es nicht so, – dann gut -, fährt unser Herz nicht oft auf sie ab und unser Verstand lässt sich manipulieren? Dabei verfehlen wir dann gerade, was wir suchen: Nahrung und Kleidung! Die sollen wir ja haben und die Menschen, denen wir dienen im Namen Jesu ebenso.

Aber dies alles wird uns zuteil und nur dann haben wir ja etwas zum Teilen!, wenn wir dem Reich Gottes, der Gegenwart Christi unser Leben zuwenden, unser Trachten, wie Jesus es nennt. Und dazu sind wir gerufen, eingeladen, aufgefordert. Hier steht Entscheidung an und danach richtet sich der Tag heute. Der Tag morgen ist (k)ein anderer.

Ich hab in den letzten Wochen ne Menge Zeug zu tun gehabt – und hab noch lange nicht alles geschafft. Die neue Wohnung ist noch immer eine halbe Baustelle. Zusammen mit einigen Freunden haben wir die andere Hälfte schon fertig bekommen. Klar – es geht voran, jeden Tag ein Stück mehr, was an der rechten Stelle ist. Aber es sind noch etliche Tage Arbeit zu tun. Das war erstmal das, was wirklich wichtig war – jetzt kommen wieder andere Dinge dran.