CoverBlues mit Latin-Rhythmen, Songs jenseits der Klischees. Und eine unvergleichliche Mundharmonika: "A Part Of Me" des aus Irland stammenden Bluesharp-Virtuosen und Sängers ist eine Entdeckung für Freunde des akustischen Blues abseits der gängigen Vorstellungen.

Vor Jahren gab es eine extra Kategorie: Platten, die Jürgen von der Lippe in seinen Sendungen vorstellt oder vorstellen könnte. Der Showmaster und Entertainer hatte durch seinen Musikgeschmack Musiker wie etwa Keb Mo oder Robert Randolph in Deutschland bekannt gemacht. Bei ihm konnte man sich darauf verlassen, dass die Musik jenseits der gängigen Marktlage einfach auf Grund ihrer Qualität bemerkenswert war. Matt Walshs Acoustic Quartet wäre jetzt ein echter Kandidat, gäbe es denn noch immer Sendungen wie "Geld oder Liebe".

Die elf Lieder von "A Part of Me" passen ansonsten einfach in keine Schublade: Wer schreibt heute schon noch Songs über den chilenischen Volkssänger Victor Jara, der von Pinochets Putschisten tagelang gefoltert und dann umgebracht wurde? Blues ist das im eigentlichen Sinne nicht. Es ist Blues oder Soul von der Tiefe und Echtheit der Empfindungen her. Und es ist – um den deutschen Begriff zu gebrauchen – Liedermacherei. Aber auf einem Niveau und in einer Musikalität, die hierzulande wenig Vergleiche hat.

Auch wenn sich Walsh mit dem Lebensgefühl in New Orleans angesichts immer wieder drohender Naturkatastrophen oder mit Erinnerungen an ein verstorbenes Bandmitglied auseinandersetzt, entstehen daraus Songs, die nicht nur zum Nachdenken sondern immer auch zum Feiern des Lebens einladen. Stilistisch ist dabei dann alles dabei: vom eigentlichen Blues über Jazz-Anklänge bis hin zum Folk. Die dafür nötige musikalische Rückendeckung bekommt Walsh von Jürgen Knautz (b), den Percussionisten Markus Paßlick und Andreas Hemjakob und dem Gitarristen Matthias Fleige.

Neben Big Daddy Wilsons "Thumb A Ride" ist "A Part of Me" eines der besten akustischen Bluesalben, die in diesem Jahr hierzulande entstanden sind.