Bluesklassiker von Robert Johnson, Sunny Boy Williamson oder Howlin Wolf finden sich auf „Bluesgrass“ ebenso wie ein paar eigene Nummern des Harpspielers Matěj Ptaszek. Sein akustischer Blues zählt zum intensivsten, was man derzeit in Europa erleben kann. Das heißt noch, denn kürzlich hat er angekündigt, nach Lateinamerika auszuwandern, weil er mit der Politik der derzeitigen tschechischen Regierung nicht mehr klar kommt.
Nominiert in der Kategorie „Blues (akustisch)“ in der Leserumfrage „Best Blues 2014“
Matěj Ptaszek und seine „Guten Morgen Bluesband“ kommen aus der tschechischen Republik. Ptaszek war in den letzten Jahren schon bei der European Blues Challenge zu erleben und bei der von Hohner veranstalteten Mundharmonika-Weltmeisterschaft. Sein Harpspiel mag man gerne mit Sonny Terry vergleichen (auch wenn er stilistisch wesentlich vielseitiger ist). Aber so richtig eindrücklich wird es erst, wenn der Countertenor beginnt, durch ein altes Sprachrohr zu singen, zu kreischen, zu keuchen: Das erinnert eher an Urgewalten des Blues wie Howlin Wolf als an den Liebling der weißen Folkszene der 60er Jahre.
Ptaszek ist ein Unikum des akustischen Blues. Noch immer hört man, dass er seine ersten Schritte als Musiker in der Straßenmusik gegangen ist: Er bittet nicht höflich um Aufmerksamkeit, er erkämpft sie sich durch virtuoses Spiel und seinen umwerfenden Gesang. Durch die Begleitung seiner Band (Vitek Kopecký – g und Vladislav Sosna -perc, washb.) entsteht hier ein Blues, der gleichzeitig archaisch und absolut modern zu sein scheint. Die Spielweisen des Mississippi Delta sind genau das Richtige, um in der heutigen Umgebung Gehör zu finden. Und egal, ob es Songs aus dem Repertoire des elektrischen Chicagoblues der 50er Jahre oder Klassiker aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg sind: Bei Ptaszek entsteht daraus ein wütend-melancholischer Akustikblues, der höchstens noch bei C.W.Stoneking und ähnlichen Künstlern Vergleiche findet.