Nicht nur im Blues und Gospel sieht Magda Piskorczyk ihre Wurzeln sondern auch in der Musik Westafrikas und beim Soul. Wie nahtlos das auch in einem Konzert ineinander übergehen kann, zeigt ihr aktuelles Live-Album "Afro Groove", bei dem sie unter anderem von dem in Memphis beheimateten Mundharmonikaspieler Billy Gibson begleitet wird.
Die Traditionslinien von Afrika zum Mississippi-Delta und schließlich bis nach Europa sind noch immer lebendig. Das beweisen etwa solche Filme wie "Feel Like Goin Home" von Scorsese oder ähnlich gelagerte Plattenprojekte vergangener Jahre, die etwa John Lee Hooker oder Corey Harris mit Musikern aus Westafrika paarten. Auch wenn der Blues nirgendwo anders als am Mississippi geboren wurde, die Musik, aus der er schließlich entstandt, kommt zu einem großen Teil aus Afrika. Und wer heute Blues im traditionellen Sinne spielen will, sollte sich auch der Musik etwa der Griots bewußt sein.
"Afro Groove", zum größten Teil am 11. September 2010 beim Satyrblues Festival Tarnobrzeg aufgenommen, spannt diese Bandbreite ganz locker. Da sind einerseits die klassischen Bluesnummern wie "The Kokomo Medley" oder das sich grandios steigernde "I'm a Woman", bei denen Magda Piskorczyk sich und das Publikum derartig in Trance spielt, dass einem zeitweise im heimischen Zimmer noch der Atem stockt. Neben Magda ist da besonders das Bluesharpspiel von Billy Gibson (2009 bei den Blues Music Awards als bester Bluesharpspieler ausgezeichnet) erwähnenswert. Aber auch Magdas "normale" Band (Aleksandra Siemieniuk – g, dobro; Marcin Jahr – dr; Adam Rozenman – perc) wechselt da vom funkigen Groove nahtlos über zu afrikanisch anmutenden Rhythmusorgien. Von diesen folkigen Anfängen geht das Konzert dann zu Soulbluesnummern über (in dem Fall hauptsächlich von Gibson gesungen.) Fast logisch erscheint es dann, dass das Ende der ersten CD auch Nummern afrikanischer Komponisten beinhaltet, die Piskorczyk auch in ihrer Originalsprache interpretiert. Und es fällt kein Bruch auf, weil für sie diese Musik alle von dem "Afro Groove" beseelt ist. Und es sind gerade die Kreuzungen, an denen die Musik besonders spannend wird. Wie etwa "Crossroads", einer der Bonustitel auf der zweiten CD, der nun gar nichts mit Johnsons Crossroad Blues zu tun hat, sondern eine Annäherung an die Kreuzung von Mississippi und Mali aus der Sicht einer europäischen Musikerin.
Ein großartiges Live-Album, für das es leider noch keinen Vertrieb in Deutschland gibt. Aber im Frühjahr wird Magda Piskorczyk auch wieder für einige Konzerte in Deutschland sein. Und dort kann man die Platten dann auch ohne happige Importaufschläge von Amazon erwerben.