Bis heute ist Louis Armstrong der bekannteste Jazzmusiker überhaupt. Louis Armstrong gab stets den 4. Juli 1900, also den Unabhängigkeitstag der USA als sein Geburtsdatum an. Dies war insbesondere unter der schwarzen Bevölkerung der USA üblich, wenn das eigene Geburtsdatum und die Geburtsumstände nicht bekannt waren oder nicht den gesellschaftlichen Vorstellungen entsprachen.
Dazu passt ebenfalls, dass er sich ein Jahr älter machte und seine Geburt in das Jahr der Jahrhundertwende vorverlegte. Dies erleichterte ihm als Jugendlicher den Zutritt zu den Etablissements von Storyville. Erst aus seinem 1983 entdeckten Taufschein geht das wirkliche Geburtsdatum, der 4. August 1901, hervor.
Armstrong wurde in ärmlichsten Verhältnissen geboren und wuchs nur zeitweilig bei seiner Mutter auf. Als Siebenjähriger musste er Zeitungen verkaufen. Anfang 1913 wurde er wegen Unruhestiftung in das Colored Waif’s Home for Boys, eine Anstalt für obdachlose farbige Jugendliche, eingewiesen. Er hatte in der Silvesternacht mit dem Revolver seines Onkels in die Luft geschossen. In der streng organisierten Anstalt erlernte Armstrong die Grundlagen des Kornettspiels. Bis 1918 schlug er sich mit kleinen Jobs und ersten Auftritten als Musiker im Rotlichtmilieu der Stadt durch.
1918 bis 1919 spielte Armstrong regelmäßig in der Band von Fate Marable auf einem Mississippi-Dampfer. Später ersetzte er in New Orleans den Trompeter King Oliver in der Band, die dieser zusammen mit dem Posaunisten Kid Ory geleitet hatte. 1922 folgte er Oliver nach Chicago und stieß als 2. Trompeter zu King Olivers Creole Jazz Band, die damals im Lincoln Gardens Café in der South Side von Chicago spielte. Insbesondere bei seinen Live-Auftritten soll das Duo Oliver-Armstrong mit seinen zweistimmigen Break-Improvisationen nach zahlreichen Berichten von Zeitzeugen Musikgeschichte geschrieben haben. 1924 heiratete Armstrong Lilian ”Lil“ Hardin, die aus Memphis stammende Pianistin der Band. Kurz darauf wechselte er auf ihr Anraten hin in die Band von Fletcher Henderson, wo er rasch zum Starsolisten avancierte und nicht mehr im Schatten seines Lehrmeisters Oliver stehen musste.
Armstrong verließ die Henderson-Band 1925. Ab diesem Jahr entstanden zahlreiche eigene Aufnahmen, die Lil und er mit kleinen Formationen machten, die sich Hot Five und Hot Seven nannten. In diesen Jahren entstanden legendäre Aufnahmen, wie der von Kritikern zur Jazzplatte des Jahrhunderts gewählte ”West End Blues“, ”Potato Head Blues“, ”Wild Man Blues“, ”Fireworks“ und ”Heebie Jeebies“. Auf diesen Aufnahmen stellt nicht nur seine Meisterschaft auf Trompete und Kornett sondern auch sein einzigartiges Talent als Sänger insbesondere beim Scat-Gesang unter Beweis.
Als sich in den 30er Jahren der Swing entwickelte, trat Louis Armstrong vorwiegend in Big Bands auf und wurde so rasch innerhalb und außerhalb der USA bekannt. Ab 1932 führten ihn Tourneen nach Europa, später in die ganze Welt.
1947 löste Armstrong seine Big Band auf und kehrte wieder zu seinen Ursprüngen, dem New Orleans Jazz und den kleinen Gruppen, zurück. In den 1950er und 1960er Jahren war es insbesondere Armstrongs Talent als Sänger und Entertainer, das ihm zum Weltstar machte. Eine weitere Steigerung seiner Popularität erzielte er durch die Mitwirkung in Hollywoodfilmen, wie z.B. der ”Glenn-Miller-Story“, ”High Society“ und die Verfilmung des Musicals ”Hello, Dolly!“. Dass er mit dem Titelstück dieses Films die Beatles von Platz 1 der Hitparade verdrängen konnte, zählte er zu den großen Erfolgen seiner Karriere.
Seine vielen Auftritte forderten schon früh gesundheitlichen Tribut. Auf Grund mehrerer ernsthafter Krisen rieten die ärzte Armstrong vom Trompete spielen ab, um seine Gesundheit zu schonen. Dem Publikum und seinem Ehrgeiz verpflichtet, verlegte sich Armstrong seit dieser Zeit mehr auf den Gesang. Im Jahre 1969 interpretierte er den John Barry/Hal David-Song ”We have all the Time in the World“ zum James-Bond-Film ”Im Geheimdienst Ihrer Majestät“ mit George Lazenby als 007. Und für das als vorfristige Geburtstagsparty anzusehende Album „Attention!“ intonierte er mit den Gästen auch noch Lennons „Give Peace A Chance“. Am 6. Juli 1971 starb Louis Armstrong in New York.